Sonntag, 13. April 2008

Fern sehen, weit blicken


Genau wie in Deutschland läuft hier auch meistens nur Scheiße im Fernsehen. Außer den Live-Wahrsagern und der absolut besten Serie "Das Ulysses-Syndrom", einer Arztserie/Telenovela, lohnt sich nur noch die Fernsehshopwerbung. Mein neues Lieblingsprodukt ist die "TurboSauna", eine quietschblauer, zusammenfaltbarer Plastikwürfel in Überdimension. Wie auch jedes andere Produkt, sei es eine Matratze oder ein Mixer, soll auch dieses mit dem Versprechen, dass es trotz Faulheit schlank macht, unter die Leute gebracht werden. So steigen also im Spot bikinigewandete Schönheiten mit spekaktulären Bauchmuskeln aus dem Dampfsack, den sie vorher vor der Kulisse eines typisch amerikanischen Wohnzimmers genossen haben. Grandios!
Ich halte mich da lieber ganz konservativ an die Devise "Ohne Fleiß kein Preis" und gehe so diszipliniert wie noch nie joggen und mache jeden Tag Situps. Gestern habe ich außerdem so amibitioniert Beach Ball gespielt, als sei ich am Rothenbaum und beim Supermodel-Casting (wegen der Einsatzbereitschaft, nicht der Eleganz) gleichzeitig. Seitdem habe ich Muskelkater genau dort, wo man ihn haben will: Im Arsch. Da könnte ich auch verkraften, dass mir Google-Earth verraten hat, dass ich gerade mal 2,5 km laufe. In 30 Minuten, mit Pause. Naja, zwei Monate hab ich noch, um wieder in meine Klamotten zu passen.

Mittwoch, 9. April 2008

Brillenboa

Auf eine Alltagsbegebenheit freue ich mich schon besonders, wenn ich wieder zu Hause bin, bzw. seine Abwesenheit: Das Gefühl "Oh nein, wozu habe ich gerade ja gesagt und kostet das etwa Geld?"
Nachdem ich jetzt schon mehrmals beim Friseur darunter gelitten habe, war jetzt der Optiker dran. Ich brauche nämlich auf Grund des penetranten Sonnenscheins (sorry, ich musste es aussprechen) dringend eine Sonnenbrille, am liebsten eine groooooße. Wo andere also den afrikanischen Straßenhändlern hier eine Fake-Ray Ban für 5 Euro mehr oder weniger im Vorbeigehen abkaufen, ist das bei mir ein Aufwand der größeren Art. Deshalb habe ich mir seit Ewigkeiten keine neue Sonnenbrille machen lassen, genauer gesagt, so lange nicht, dass die, die ich seit zehn Jahren habe und sehr aus der Mode war, FAST wieder stylisch ist.
Es war also höchste Zeit. Den Sehtest (natürlich kostenlos und tat auch nicht weh) und das Alphabet auf Spanisch, haha, habe ich bestanden. Ich habe mir sogar die Mühe gemacht, Preise zu vergleichen und Sarah als Stilberaterin mitzuschleppen, bevor ich mich entschieden habe. Ich hoffe, sie wird gut - schließlich vergehen ja vielleicht wieder 10 Jahre bis zur nächsten. Groß ist sie auf jeden Fall.

Lange Nacht, kurzes Wochenende


Seit letztem Wochenende bin ich schlauer:

1. Fernsehproduktion ist eine Verschwendung von menschlicher Arbeitskraft.
2. Nachts ist Strandsand eiskalt.
3. Tagsüber schlafe ich am besten.

Der "Nachrichtensendung", die wir Freitag produziert haben, sieht man die Arbeit, die dahinter steckt, nicht an. 12 Stunden hat es gedauert, bis wir das Set aufgebaut, Licht gesetzt und aufgezeichnet hatten. Mir fiel dabei der glorreiche Posten des Video-Operators zu, d.h. ich musste einem dreiseitigen Drehbuch nach spulen oder Play (oder "Plei" wie der gemeine Spanier auch gerne sagt) drücken. Ins Schwitzen kam ich dennoch, und das lag nicht nur an der Klimaanlage.

In der Dorfkneipe von Moncada-Alfara del Patriarca, wo meine Uni liegt wurde dann das Wochenende eingeläutet. Auf leeren Magen - es konnte also nur böse enden. Nämlich in einer Diskothek am Strand. Das Wort ist in diesem Zusammenhang absolut korrekt: Die Tickets gab's inklusive Welcome Cocktail im Vorverkauf, in Turnschuhen kommt man nicht rein und es gibt jede Menge Metall und Gogo-Tänzer (wer hatte eigentlich die blöde Idee, Männer in weißen Handschuhen seien sexy?). Zum Glück hatten Federica und Renate mir wenigstens verschwiegen, dass es eine Erasmus-Party war, sonst wäre ich niemals mitgekommen und hätte was verpasst. Wir hatten dann nämlich doch bis halb sieben Uhr morgens Spaß und hätten fast, aber auch nur fast, am Strand auf den Sonnenaufgang gewartet.

Um 18Uhr bin ich dann so ausgeruht wie selten wieder aufgewacht. Kurz nach dem Joggen war ich wieder im Bett und hab auch den halben Sonntag verschlafen. So war das Wochenende schnell vorbei.

Mittwoch, 2. April 2008

Schmirgeln und Schmalzen


Heute lag ich am Strand. Ich würde ja gerne damit protzen, dass ich mich auch schon freudig in die Wellen gestürzt habe, aber so dringend war mein Bedürfnis nach Erfrischung nun doch noch nicht. Stattdessen habe ich mir mit ca. 1 kg Sand, der so nach und nach angeweht kam, meine Decke geteilt. Als Gesellschaft hatte ich nur einen SPIEGEL, den ich am Flughafen gekauft hatte, als ich meine Eltern dort hin gebracht hatte. Der Rest des Strandes war fast menschenleer, alle anderen waren wohl schon früher von dem fliegenden Naturpeeling vertrieben worden.
Abends war ich auf eine Abschiedsparty von Leuten die ich kaum kenne. Naja. Ich habe meine neuen roten Schuhe zum ersten Mal ausgeführt und sie waren auch prompt allein unter Turnschuhen und wurden gleich zum Gesprächsthema. Das ist nicht das erste Mal, dass ich mich über meine Schuhwahl unterhalten muss. Rote Schuhe sind das Tor zu einer Vielfalt von anknüpfenden Themen, wie Filmklassiker (Der Zauberer von Oz) oder Prostitution (rote Schuhe als Erkennungszeichen im Mittelalter). Ich sag's euch: Rote Stilettos und das Eis ist gebrochen.