Dienstag, 1. Juli 2008

Sing beim Abschied leise spanisch


Abends habe ich dann genau das gemacht, was für meinen Hals wohl ganz daneben war: Die ganze Nacht SingStar auf der Playstation spielen. Ein paar Kommilitonen von mir wollten das Ende der Klausuren feiern und haben mich auch eingeladen. Ich halte mich ja für sehr ausdauernd, wenn es um Karaoke geht, aber hier konnte ich kaum mithalten. Wir haben uns von um 22 bis um 5 Uhr - abgesehen von einer Pizzapause ohne Unterbrechung - Mädchen gegen Jungs singend gebattlet. Mein Team hat sich besser geschlagen, obwohl ich spanische Klassiker, die ich noch nie gehört hatte, improvisieren musste, weil die CD mit den englischen Liedern ganz schnell wieder aussortiert wurde.
Es hat Spaß gemacht. Nur kann es jetzt sein, dass ich mich jetzt doch für etwas auf YouTube schämen muss.

Tägliche Wechselbäder


Kaum wollte ich schon in Voraussicht auf überfüllte Koffer meine angebrochenen Medikamente wegschmeißen, da hat es mich schon wieder erwischt. Kein Wunder allerdings, bei der Ofenhitze draußen und den gefühlten minus 10 Grad in U-Bahnen, Geschäften, Bibliotheken, der Post und Bussen. Da ich keine Lust hatte, die letzte Woche in meinem ebenso überhitzten Zimmer vor mich hin zu vegetieren, war ich gestern beim öffentlichen Gesundheitsdienst. Jetzt hatte ich zum Glück ja schon die provisorische Versichertenkarte (die zum Glück noch genau gestern gültig war) und war mit dem Prozedere der verschiedenen Schlangen schon vertraut, so dass ich während der 1,5 Stunden Wartezeit in Ruhe das Ambiente genießen konnte (s.o.). Bald ist es ja vorbei mit derlei exotischen Arztbesuchen.

Skt Johann am Strand

Letzte Woche Montag war es mal wieder Zeit für ein kulturelles Erlebnis. Wie meistens in Valencia, war dabei ein Heiliger involviert, dessen Ehrentag als Anlass und Entschuldigung genommen wird, sich zu besaufen. Zu San Juan macht man das am Strand bei Lagerfeuer (Feuer: ein weiteres Steckenpferd der Valencianer). Die Stadt karrt dazu eigens Holz an und stellt Wächter, die die Feuerwilligen mit einem Müllsack ausstatten und einzelnd den umzäunten Holzhaufen betreten lassen, damit sie sich an den Baumresten und ausrangierten Paletten bedienen können.
Dann sitzen zehntausende Menschen in dichten Rauchschwaden am Strand. Ambitionierte Familien haben einen Grill und Kühltaschen dabei, die Jugendlichen (wir zählten dieses Mal auch dazu) begnügen sich mit Chips und einem Sack Eis für die Drinks. Gegen Mitternacht verschwinden die Familien und das Ganze artet in ein banales Riesenbesäufnis mit Baden aus. Ich hab mich vom Wasser ferngehalten, auch mit dem Gedanken daran, dass das Meer gerne als Klo benutzt wird (von denen, die nicht eine Stunde an den Dixieklos anstehen oder auf dem Parkplatz zwischen die Autos pinkeln). Wir haben stattdessen zu der 90er Jahre-Elektromusik getanzt, die Strand kilometerweit beschallte, menschliche Pyramiden gebaut und andere alberne Spiele gespielt. Alles zu Ehren von Skt. Johannis, natürlich.

Freitag, 20. Juni 2008

Der Anfang vom Ende


Am Mittwoch ist mit Sarah die erste aus meiner "Clique" gefahren, und ich bin trauriger, als ich erwartet hätte. In zwei Wochen schon werde ich mit meinem eigenen Gepäck am Flughafen stehen. Nachdem ich mich eigentlich die ganze Zeit vorbehaltlos darauf gefreut habe, finde ich es jetzt schade, dass mir nur noch so wenige Tage bleiben.
Es ist jetzt auch endlich Sommer und ich will all die Dinge machen, die man in Spanien eigentlich so macht, aber bisher nicht konnte, weil es so geregnet hat: Sich am sonnen, im Meer baden, am Strand feiern, in Stranddiskos gehen. Äh okay, ich gebe eine hedonistische Grundtendenz zu. Gestern haben wir schon mal Karls Geburtstag am Meer gefeiert. Der Strand ist seit kurzem nachts von der Promenade bis zum Wasser hell erleuchtet, wahrscheinlich damit die tausenden von Menschen dort keine Schweinereien anstellen. Der Wasserrand musste dennoch als endloses Urinal herhalten. Mal sehen, ob ich mich heute traue zu baden...

Montag, 16. Juni 2008

Ich werd nicht döner


Am Samstag war ich 7 Stunden in der Unibibliothek. Es gab einen ausschlaggebenden Grund dafür, warum ich es so lange dort ausgehalten hab und der heißt Atlas Döner. Oder, auf korrektem spanisch, Atlas Kebab. Atlas Döner ist neueröffnet und die fresheste Gastronomie im Dorf. Es ist kein Imbiss, sondern ein Restauroong. Man wird am Tisch bedient und bekommt Pommes in einem schwarzen Schälchen. Nachdem ich schon fast die Hoffnung aufgegeben hatte, dass ich in Valencia noch knackigen Salat vorgesetzt bekomme, war der Inhalt meines ersten Hühnchendöners eine wahre Offenbarung. Dazu gibt es WLAN von der Uni. Die drei netten Jungs, denen der Laden gehört, sind Landsmänner von Sarah (Marokkaner), so dass sie und damit ich einen doppelten Grund hatte, dort hin zu gehen. Also wird das jetzt erst recht nichts mehr mit meiner Bikinifigur. So viele Döner, wie ich in den letzten zwei Monaten gegessen habe, gabs bei mir in den letzten zwei Jahren nicht.

Mittwoch, 11. Juni 2008

Hörsturz 2:0

Am Montag war ich Holland-Italien mit einem Haufen Italienern in einer italienischen Bar gucken. Deshalb hatte ich Renate versprochen, Gastfan ihrer Heimat zu sein. Bald stellte sich aber raus, dass die Holländer zwar nicht genauso zahlreich aber sehr orange und sehr betrunken anwesend waren. Wir beide saßen aber zwischen den Italienern, die drei Viertel der Lokalbesatzung stellten. Trotz lautstarkem Mitsingen der Nationalhymne und gebrüllten Kommentaren zu ALLEN Spielzügen (ich hab wieder ein paar neue Schimpfwörter gelernt), sah es ja wie bekannt bald schlecht aus für ihre Mannschaft. Ich hab nur noch verhalten gejubelt und unter dem Tisch geklatscht.
Im Vergleich dazu herrschte gestern beim Deutschlandspiel Bibliotheksatmosphäre. Na gut, die Bar war kleiner und es gab keine Kroaten zu überstimmen. Im Allgemeinen fiebert hier auch kaum jemand so mit wie in Deutschland. Abgesehen davon dass es hier seit Anfang Mai auch ununterbrochen geregnet hat, ist das Public-Viewing-im-Freien-Phänomen so weit ich weiß völlig unbekannt. Ein Flachbildfernseher in der Kneipe ist so hoch, wie es hier kommt.

Dienstag, 3. Juni 2008

Mein großer, fetter Sonntag

Von meinem Erasmusjahr sind nicht mehr viele Sonntage übrig - höchste Zeit eine Donauwelle zu backen. Um möglichst viel Unterstützung anzulocken, sie aufzuessen, war der Plan, sie als Nachtisch unter die Leute zu jubeln (meine südeuropäischen Freunde kennen die Kaffee & Kuchen-Mahlzeit nicht). Dazu fehlte mir noch ein Hauptgang, den ich mir mit Hühnchen aus dem Ofen ziemlich leicht gemacht habe. So konnte ich endlich auch mal für die ganzen Sonntagmittagessen revanchieren, zu denen ich eingeladen worden bin. Es war ein voller Erfolg - sechs neue Fans der Donauwelle!
Der Weg dorthin führte allerdings über die ohnehin schon teure Feinkostabteilung von El Corte Inglés, dem Karstadt von Spanien. Vanillepuddingpulver hatte ich schon vorsorglich bei Lidl in Salamanca gekauft, fehlten also die auch schwer aufzutreibenden Kirschen aus dem Glas. Die habe ich dann auch gefunden, mit einem Preisschild, dass mich kurz von meinen Plan abrücken ließ (Beweisfoto oben).
Nach der also teuersten Donauwelle der Welt habe ich einen Punkt von der "was ich noch in Valencia machen will" Liste abgehakt: Ins Museum der modernen Kunst gehen. Dort gab es eine zwei Botero-Ausstellungen: "Abu Ghraib" und "Der Zirkus".

Samstag, 31. Mai 2008

Kleine Liste

Neulich spült mir nachts um vier ein Dichtungsring aus dem Kaltwasserhahn. Der Warmwasserhahn kann seit Monaten nicht benutzt werden, weil er dann nicht mehr zu tropfen aufhört. Jetzt tropfte es aber nicht nur, sondern schoss, bis ich beherzt den Haupthahn abgedrehte. Da musste ich an die ganzen kleinen Wohnungshavarien denken, die wir erlitten haben.

Nach einem halben Jahr mit einem wiederholt verstopften Klo, holt der Vermieter endlich einen Klempner, der das Abflussrohr von einer Klosteinhalterung aus Plastik befreit.

Gerissene Jalousienschnur: das Wohnzimmer ist tagelang stockdunkel.

Kaum sind wir eingezogen, leckt die Waschmaschine. Nachdem unser Vermieter ein verkalktes Teil ausgetauscht hat, hält sie einige Monate durch, gibt aber beim Waschen Furzgeräusche von sich und beim Zentrifugieren hört sie sich an wie eine komplette Fabrikanlage. Ab Mai funktioniert nur der Schonwaschgang, ohne Zentrifunktion (?). Unser Vermieter baut diverse Ersatzteile ein und aus. Als das auch keinen Effekt hat, bringt er eine sieben Jahre junge Waschmaschine, die seit einem halben Jahr in seiner Garage steht. Zum Glück gibt auch sie ihren Geist auf und nach Wochen ohne Waschen wird eine neue geliefert.

Bei Durchzug knallt ein Fenster zu und splittert komplett auf den Gehweg. Zum Glück war der leer.

Die Geschäftsbesitzerin unter uns droht uns hysterisch mit der Polizei, wenn wir nicht sofort das leckende Rohr ausfindig machen, aus dem Wasser in ihren Laden strömt. Am nächsten Tag lässt sich der Vermieter endlich darauf ein, einen Klempner zu rufen, der nach 2 Stunden und geschätzten 1000 Litern Wasser "im Testlauf" feststellt, dass die Badewannenabdichtung neu gemacht werden muss. Ich geh zum Duschen zu Freunden.

Vielleicht verzeihe ich meinem Berliner Vermieter doch, dass meine Miete drastisch erhöht wurde.... In der Wohnung werde ich auch nicht nachts um halb vier von Freiern wachgeklingelt.

Anm. d. Red.

Auf vielseitigen Wunsch habe ich den vorangegangen Blogeintrag überarbeitet, damit ihn auch alle verstehen!

Sonntag, 25. Mai 2008

Der Weg zum Ruhm, 3. Schritt


Mit meiner Bildschirmkarriere macht große Schritte. Heute "durfte" ich auf dem Dach eines Hochhauses ein für unseren Videoclip ein Playback faken. Wie man sieht, war das Wetter scheiße, wie im Großen und Ganzen schon die vergangenen drei Wochen. Zum Glück war es ein Rocksong - da passte Sturm und Regen und ein bräunliches Häusermeer als Hintergrund ganz gut.
Besagtes Hochhausdach liegt über der Wohnung eines Kommilitonen. Ich hab mich auch gleich wie ein Popstar gefühlt, als mich ein Concierge per Haustelefon bei ihm angekündigt hat. Da merkt man dann mal wieder, das man auf eine Privatuni ist.

Donnerstag, 22. Mai 2008

Meine großen Auftritte

Vielleicht werde ich doch noch Superstar. Am Donnerstag war ich Fotomodel für unseren Videoclip im Fernsehkurs und bin auf einem - zum Glück fast menschenleerem - Spielplatz rumgeturnt. Ich habe meine Gruppenmitglieder verwarnt, dass sie auf gar keinen Fall irgendetwas davon auf YouTube stellen. Schließlich muss ich mich nächstes Jahr bewerben und kann mir keine Google-Ausrutscher leisten.
Gestern war ich dann Videoclippräsentatorin. Anders als die ganzen GWK-Rampensäue, kloppt sich hier keiner darum, im Scheinwerferlicht zu stehen. Ganz im Gegenteil, ich war die Einzige, die nicht lautstark dagegen protestierte. Außerdem hatte ich ein tolles Kleid an. Leider flimmerten auf dem Bildschirm dann die Streifen. Ich fand mich ziemlich gut, obwohl ich nachher feststellen musste, dass ich ganz viele komische Gesichtsbewegungen mache, derer ich mir nicht bewusst war.
Sobald ich Fotos von diesen frühen Karriereschritten hab, stelle ich sie hier rein.

Dienstag, 20. Mai 2008

Nachtstruktur

Also wenn jetzt ein Partybericht auf den nächsten folgt, nicht wundern. Ich bin ja nur noch sieben Wochen hier, und nachdem es jetzt also zu spät ist, ein Praktikum anzufangen, einen Sprachpartner zu suchen Flamenco tanzen zu lernen (nicht lachen), verbringe ich meine Zeit also mit profaneren Angelegenheiten.
Letzen Samstag, nach einer Nacht Schlafausgleich, waren Renate und ich wieder in guter Ausgehlaune. Das spanische Partyregime sieht üblicherweise ein Essen um 22 Uhr vor, worauf ab Mitternacht Getränke in einer Bar folgen. Wir sind mit einem Eis sozusagen beim Nachtisch eingestiegen und waren dann in der Bar von Rocío Agua de Valencia trinken. Wenn die Café-Bars um zwei schließen, füllen sich langsam die sogenannten Discopubs, bei denen man keinen Eintritt zahlt. Ich hatte am Donnerstag im L'Umbracle einem Engländer auf Junggesellenabschiedsreise meine Nummer gegeben. Denen wollten wir uns eigentlich anschließen, aber nach wirrem Hin-und-Her-Gesmse fanden wir uns trotzdem nicht und so langsam machte alles zu. Ein Skandal, fanden wir, schließlich hatte das meiste gerade erst aufgemacht. In den Clubs, bei denen man Eintritt zahlen muss, ging es gerade los, aber mehr Geld ausgeben wollten wir nicht. Obwohl wir uns vorsichtshalber in Erwartung von 10 wilden Engländern auf Stag Party extra einen angetrunken hatten, gingen wir doch nach Hause.

Samstag, 17. Mai 2008

Das Strobelight am Ende des Tunnels


Am Donnerstag war die Saisoneröffnung im L'Umbracle. L'Umbracle ist eigentlich eine Art riesige Tunnelskulptur in der Ciudad de las Artes y las Ciencias, die, soweit ich weiß, hauptsächlich die Funktion eines schicken Hintergrundes für Hochzeitsfotos und einer "Überdachung" diese hippen Lounge-Clubs erfüllt. Hipper Club bedeutet in Valencia Dresscode,VIP-Bereich und Gogo-Girls. Und die Preise jagen einem einen Schreck ein, auf den man sich gleich noch einen Drink bestellen muss. Diese Art von Club bedeutet allerdings auch Freikarten in Form von glänzenden Flyern, die sich "Einladung" nennen und verteilt werden, als wären sie Gold wert, obwohl im Endeffekt niemand Eintritt zahlt. So war die Bar alleine für unseren Ruin verantwortlich. Ich hatte schlauerweise nachmittags am frühen Abend vorgeschlafen, so dass ich nach dem Antrinken in unserem Wohnzimmer immer noch ausgehfit war und nachdem ich mich an die Armee der Stiletto- und Kleidchen-bewaffneten Clubberinnen gewöhnt hatte, hatte ich auch viel Spaß. Zum Glück hielt sich der Regen ausnahmsweise zurück, denn der "Tunnel" ist viel Form und wenig Funktion. Später sind wir runter in den genauso schicken Club gegangen, und ich haben so lange getanzt, wie ich es auf meinen Pfennigabsätzen augehalten hab und nicht an meine Vorlesung am nächsten Tag denken musste - also bis halb sechs.

Samstag, 10. Mai 2008

5. Tag: Granada - Valencia

Nach mal wieder weniger als 5 Stunden Schlaf haben wir uns wieder aus dem Bett gequält. Schnell Automatenkaffee und Kekse gefrühstückt und um sieben waren wir aus dem Haus. Schließlich hatten wir noch keine Eintrittskarten für die Alhambra. Nach einer Stunde Schlange stehen in der Kälte (ich an der Kreditkartenkasse, Renate beim Bargeld, Federica brachte uns Kaffee und Croissants) mussten wir feststellen, dass nicht wie gedacht 2000 Tickets für den selbigen Tag verkauft werden, sondern nur 900. Die 200 für den Morgen waren dann auch gleich weg. Ca. eine Stunde später kamen wir dann aber an unsere Nachmittagstickets. Schon relativ matt schlurften wir also ab halb drei durch die Paläste und Gärten, bis wir uns auf den Weg gen Norden machten. Ich bin selten so müde gewesen. Mein Einsatz bestand allerdings auch nur darin, Renate am Steuer mit belanglosem Smalltalk wachzuhalten und als Verpfelgungsverantwortliche auf dem Rücksitz ein neues Krümeldesaster zu veranstalten. Dank der nächtlich freien Straßen kamen wir auch schnell voran und beendeten unseren Ausflug kurz nach Mitternacht vor meiner Haustür.

4. Tag: Granada


Erster Programmpunkt am Sonntag: Ausschlafen. Das hatte zur Folge, dass die ganzen Restaurants vor unserer Haustür sich weigerten, uns Kaffee zu geben. Schließlich sei ja jetzt Mittagszeit... Meine Herren, mit ihren rigorosen Essenszeiten sind die Spanier echt eigen.
Dann wanderten wir durch die maurische Altstadt, Albayicín, die auf einem Hügel unterhalb der Alhambra liegt. Ihr maurisches Erbe beutet Granada so gut es nur geht, aus. Die vielen Souvenirgeschäfte verkaufen fast alle mehr marokkanische Importartikel als alles anderen Nippes und wir konnten fast keines auslassen. Wir landeten bald in einer Gasse in der sich ein "Kunsthandwerksgeschäft" an das nächste reihte und aßen dort in einem arabischen Restaurant.
Den Abend verbrachten wir mit Auto umparken. Daher kamen wir wieder so spät in das gleiche Restaurant, dass sie uns fast nichts mehr zu essen gegeben hätten. Dieses Mal war unser Kellner wenigstens nicht betrunken. Nach einem halbherzigen und erfolglosen Versuch, eine Bar zu finden, waren wir dann auf relativ schnell wieder auf dem Zimmer.

Madonna!


Vor zwei Tagen ist Fs Familie aus Sizilien mit einem Koffer voller Essen angereist. Schon vor Wochen war angekündigt worden, dass ihre Mamma eine Pizza machen würde, und ich natürlich zum Essen kommen müsste. S, F Mitbewohnerin hatte ich mich schon vorgewarnt, dass die Anwesenheit der Familie wie F mal drei ist. Ich wollte es ja nicht so richtig glauben, bis ich ihre Schwester und ihre Mutter vor mir hatte, die sich in einer für mitteleuropäische Ohren unnatürlichen Lautstärke mit uns auf italienisch unterhielten und Witze machten - ob wir es nun verstanden oder nicht. Ihr Vater war nicht ganz so präsent.
Wir waren vorher aufs schärfste verwarnt worden, bloß nicht die ganzen Schimpfwörter zu benutzen, die F in jeden auch noch so belanglosen Satz einstreut und die schon in unseren Wortschatz übergegangen sind. Also haben wir am vergangen Wochenende schon fleißig geübt, auf spanisch zu fluchen. Ich hatte schon geplant, einfach gar nicht den Mund aufzumachen, aber es ging erstaunlich gut mir alle minkia! und cazzo! zu verkneifen.
Nach einem Stück Pizza und einem weiteren Stück einer palermitanischen Spezialität (für mich auch Pizza) war ich schon erledigt. Dabei hat F von der Pizzeria erzählt, in der wir neulich waren, wo es Pizza mit Hühnchen gibt. Entsetzte Aufschreie, als hätte F gerade eine schlimme Gotteslästerung ausgesprochen: "Madonna! Huhn auf der Pizza!?" Naja, ich fand sie lecker. Nach der Pizza (der richtigen!) wurde ich dann auch gleich zur Fortsetzung in Form von Obstsalat und Cannoli (siehe oben) genötigt und rollte danach nach Hause.

Freitag, 9. Mai 2008

3. Tag: Sevilla-Granada


Nach viel zu wenig Schlaf begaben wir uns in die Buffet-Schlacht. Meiner Meinung nach hat ein Hotelbüffet erst ab 5 Sternen Stil. Bei allem da drunter benehmen sich die Gäste hemmungslos schlecht - als wären sie halb verhungert und müssten sich für den nächsten Winter schon mal ein Speckpolster anfressen. Wir auch. Ich war selber verwundert, wie viel Brot und Kekse in meinen Magen passten - und in Renates Tasche, denn nach meinen Protesten, die von meiner Reisegesellschaft nur belustigte Blicke ernteten, schmierten wir uns natürlich ein riesiges Lunchpaket.
Dann schleppten wir uns durch ein sommerheisses Sevilla. Kurz liessen wir uns durch die Einkaufsstrassen ablenken, aber bald darauf wurde eisern weiter gesightseet: Im Alcázar gab es noch mehr Kacheln, maurische Bögen und Gärten mit diversen Wasseranlagen, dieses Mal dank Studentenausweis gratis. Dann waren wir noch an der Plaza de España, einem riesigen halbkreisförmigen Gebäude, bei dem mir trotz dem dritten Besuch dort, immer noch schleierhaft ist, zu welchem Zweck es mal gebaut wurde.
Danach ging es zurück zum Auto und unserem im Kofferraum sanft gegrilltem Lunchpaket. Nach einer kurvenreichen Fahrt (schlafen unmöglich) landeten wir in Granada mitten in einer Fiesta, La Cruce, mit den gleichen Kreuzen aus roten Rosen, die wir schon in Córdoba gesehen hatten. Durch die Menschenmassen haben wir uns Richtung Hostal gedrängelt (im Auto und zu Fuß), das direkt an einer Plaza lag, wo eine Bühne aufgebaut war, auf der und um der herum Sevillanas getanzt wurden (siehe Bild, Blick von unserem Balkon). Fast hätten wir nichts mehr zu essen gekriegt, weil es schon so spät war, aber wir konnten den offensichtlich betrunkenen Kellner in einer Bodega gerade noch überreden unsere Bestellung aufzunehmen. Unsere Partypläne scheiterten dann natürlich an unserer Müdigkeit, so dass wir gleich wieder nach Hause ins Bett wankten.

2. Tag Andalucía: Córdoba-Sevilla


Córdoba ist für seine Mezquita, eine ehemalige Tempel-Moschee-Kathedrale berühmt. Es hat sich auch gelohnt, dafür um 8 Uhr aufzustehen. Viele Säulen, Kacheln und Licht das durch gemusterte Fenster scheint. So gross, dass die schätzungsweise 1000 Touristen (nach den Schlangen an der Kasse zu schliessen) die sich drinnen aufhielten, nicht zu Gedränge führten.
Gleich danach: Sevilla. Durch das langes Wochenende war alles ausgebucht und nach einigem Hin und Her blieben wir in dem Hotel, dass Federicas besorgte Eltern 14km ausserhalb der Stadt für uns gebucht hatten. Wieder schlafen, dann sich durch anstrengende südspanische Autofahrer in die Innenstadt kämpfen. Sevilla ist TOLL. Von der Dachterasse von Renates Freundin hat man freien Blick auf die beleuchtete Kathedrale. Zum Essen sind wir zum Schluss in der Tapas-Bar Levies gelandet, die schon ein Favorit von Bekki war, als ich sie vor 3 Jahren in Sevilla besucht habe. Aaaah, Patatas con Roquefort, Lendchen an Whiskeysauce, gebratener Thunfisch... Und das alles für ungefähr 7 Euro pro Person. Danach haben wir den Versuch gemacht, auszugehen. Federica & mir war von der Überdosis Chips am nachmittag schlecht, so dass wir nicht mal unsere Getränkegutscheine eingelöst haben. Wir sassen statt dessen am Eingang und haben alle neu ankommenden Männer benotet (Durchfallquote 99%). Nach ein paar halbherzigen Versuchen zu tanzen, sind wir dann doch "früh" (um 3.30 Uhr) gefahren. Schliesslich wollten wir für das Frühstücksbuffet fit sein. Naja, zumindest ich.

Donnerstag, 8. Mai 2008

1. Tag Andalucía: Córdoba


Als wir am Donnerstag um 6.15 losgefahren sind, war unser hübscher, roter Mietflitzer noch neu (454 km). Acht Stunden waren wir endlich in Córdoba und das Auto ein Schlachtfeld. Schuld an der zweistündigen Verspätung waren verwirrende Beschilderungen im Niemandsland von Castilla-La Mancha (das von Don Quijote). Unsere Rettung waren zum Schluss die wahrscheinlich nettesten (und gelangweiligsten, gabs da kaum Autos) Verkehrspolizisten der Welt, die wir an einer Tankstelle getroffen haben. Sie haben sich dort Stift und Papier ausgeliehen um uns eine Karte zu zeichnen, wie wir zurück auf unsere Autobahn kommen. Kaum hinter dem Steuer mutierte Federica zur Kettenraucherin, so dass sich zu den ganzen Chips- und Kekskrümeln auf den Sitzen auch Asche gesellte. Die Altstadt von Córdoba haben wir dann fast komplett aber unabsichtlich (Federica war sehr für "Abkürzungen" durch enge Gassen) mit dem Auto und eingeklappten Seitenspiegeln besichtigt. Das Ganze bei 30 Grad.
So kam uns unsere Pension wie eine kleine Oase vor: Das Haus einer Familie in der Altstadt, andalusisch gekachelt, mit einem Innenhof voller Blumen und Vögelkäfigen und kitschigen Amateurölbildern an der Wand. Wir hatten eines von nur drei Zimmern und schliefen auch gleich ein. Nach einem Stadtspaziergang tummelten wir uns mit anderen Lonely Planet-Besitzern im "......" und wollten danach noch was trinken gehen. So lange hielten wir aber nicht durch. Ich werde sie hier ganz bestimmt nicht posten, aber die Fotos von dem Abend zeigen die drei müdesten Mädchen der Welt. ZZZzzzzzzz......

Donnerstag, 1. Mai 2008

Das war knapp

Leztes Wochenende ging es auf Erasmus-Reise nach Salamanca. Das war hart. Mehrere Tage lang hintereinander so wenig geschlafen habe ich wohl zuletzt zu Abizeiten (das gilt auch für den dazugehörigen Alkoholkonsum). Außerdem musste man typische Erasmus-Charakteristika ertragen: Botellón auf sehenswürdigen Plätzen, das gleiche Lied, das 20 Mal hintereinander im Handy mit Lautsprecher abgespielt wird und Unterhaltungen ohne roten Faden, weil man sich dauernd gegenseitig missversteht. Aber ich hatte auch Spaß und Salamanca, Segovia und Àvila waren schön. Nachdem ich diesen Ausflug also überlebt und mich gerade so davon erholt habe, geht es morgen - d.h. in vier Stunden - schon wieder los. Renate, Federica und ich machen uns morgen früh auf den Weg nach Córdoba. Am gleichen Wochenende wollen wir auch noch Sevilla und Granada schaffen - die große Andalusientour also. Deshalb muss ich jetzt noch in meinem Bett ein wenig Kraft schöpfen und habe nach den nächsten Tagen hoffentlich viel zu erzählen.

Sonntag, 13. April 2008

Fern sehen, weit blicken


Genau wie in Deutschland läuft hier auch meistens nur Scheiße im Fernsehen. Außer den Live-Wahrsagern und der absolut besten Serie "Das Ulysses-Syndrom", einer Arztserie/Telenovela, lohnt sich nur noch die Fernsehshopwerbung. Mein neues Lieblingsprodukt ist die "TurboSauna", eine quietschblauer, zusammenfaltbarer Plastikwürfel in Überdimension. Wie auch jedes andere Produkt, sei es eine Matratze oder ein Mixer, soll auch dieses mit dem Versprechen, dass es trotz Faulheit schlank macht, unter die Leute gebracht werden. So steigen also im Spot bikinigewandete Schönheiten mit spekaktulären Bauchmuskeln aus dem Dampfsack, den sie vorher vor der Kulisse eines typisch amerikanischen Wohnzimmers genossen haben. Grandios!
Ich halte mich da lieber ganz konservativ an die Devise "Ohne Fleiß kein Preis" und gehe so diszipliniert wie noch nie joggen und mache jeden Tag Situps. Gestern habe ich außerdem so amibitioniert Beach Ball gespielt, als sei ich am Rothenbaum und beim Supermodel-Casting (wegen der Einsatzbereitschaft, nicht der Eleganz) gleichzeitig. Seitdem habe ich Muskelkater genau dort, wo man ihn haben will: Im Arsch. Da könnte ich auch verkraften, dass mir Google-Earth verraten hat, dass ich gerade mal 2,5 km laufe. In 30 Minuten, mit Pause. Naja, zwei Monate hab ich noch, um wieder in meine Klamotten zu passen.

Mittwoch, 9. April 2008

Brillenboa

Auf eine Alltagsbegebenheit freue ich mich schon besonders, wenn ich wieder zu Hause bin, bzw. seine Abwesenheit: Das Gefühl "Oh nein, wozu habe ich gerade ja gesagt und kostet das etwa Geld?"
Nachdem ich jetzt schon mehrmals beim Friseur darunter gelitten habe, war jetzt der Optiker dran. Ich brauche nämlich auf Grund des penetranten Sonnenscheins (sorry, ich musste es aussprechen) dringend eine Sonnenbrille, am liebsten eine groooooße. Wo andere also den afrikanischen Straßenhändlern hier eine Fake-Ray Ban für 5 Euro mehr oder weniger im Vorbeigehen abkaufen, ist das bei mir ein Aufwand der größeren Art. Deshalb habe ich mir seit Ewigkeiten keine neue Sonnenbrille machen lassen, genauer gesagt, so lange nicht, dass die, die ich seit zehn Jahren habe und sehr aus der Mode war, FAST wieder stylisch ist.
Es war also höchste Zeit. Den Sehtest (natürlich kostenlos und tat auch nicht weh) und das Alphabet auf Spanisch, haha, habe ich bestanden. Ich habe mir sogar die Mühe gemacht, Preise zu vergleichen und Sarah als Stilberaterin mitzuschleppen, bevor ich mich entschieden habe. Ich hoffe, sie wird gut - schließlich vergehen ja vielleicht wieder 10 Jahre bis zur nächsten. Groß ist sie auf jeden Fall.

Lange Nacht, kurzes Wochenende


Seit letztem Wochenende bin ich schlauer:

1. Fernsehproduktion ist eine Verschwendung von menschlicher Arbeitskraft.
2. Nachts ist Strandsand eiskalt.
3. Tagsüber schlafe ich am besten.

Der "Nachrichtensendung", die wir Freitag produziert haben, sieht man die Arbeit, die dahinter steckt, nicht an. 12 Stunden hat es gedauert, bis wir das Set aufgebaut, Licht gesetzt und aufgezeichnet hatten. Mir fiel dabei der glorreiche Posten des Video-Operators zu, d.h. ich musste einem dreiseitigen Drehbuch nach spulen oder Play (oder "Plei" wie der gemeine Spanier auch gerne sagt) drücken. Ins Schwitzen kam ich dennoch, und das lag nicht nur an der Klimaanlage.

In der Dorfkneipe von Moncada-Alfara del Patriarca, wo meine Uni liegt wurde dann das Wochenende eingeläutet. Auf leeren Magen - es konnte also nur böse enden. Nämlich in einer Diskothek am Strand. Das Wort ist in diesem Zusammenhang absolut korrekt: Die Tickets gab's inklusive Welcome Cocktail im Vorverkauf, in Turnschuhen kommt man nicht rein und es gibt jede Menge Metall und Gogo-Tänzer (wer hatte eigentlich die blöde Idee, Männer in weißen Handschuhen seien sexy?). Zum Glück hatten Federica und Renate mir wenigstens verschwiegen, dass es eine Erasmus-Party war, sonst wäre ich niemals mitgekommen und hätte was verpasst. Wir hatten dann nämlich doch bis halb sieben Uhr morgens Spaß und hätten fast, aber auch nur fast, am Strand auf den Sonnenaufgang gewartet.

Um 18Uhr bin ich dann so ausgeruht wie selten wieder aufgewacht. Kurz nach dem Joggen war ich wieder im Bett und hab auch den halben Sonntag verschlafen. So war das Wochenende schnell vorbei.

Mittwoch, 2. April 2008

Schmirgeln und Schmalzen


Heute lag ich am Strand. Ich würde ja gerne damit protzen, dass ich mich auch schon freudig in die Wellen gestürzt habe, aber so dringend war mein Bedürfnis nach Erfrischung nun doch noch nicht. Stattdessen habe ich mir mit ca. 1 kg Sand, der so nach und nach angeweht kam, meine Decke geteilt. Als Gesellschaft hatte ich nur einen SPIEGEL, den ich am Flughafen gekauft hatte, als ich meine Eltern dort hin gebracht hatte. Der Rest des Strandes war fast menschenleer, alle anderen waren wohl schon früher von dem fliegenden Naturpeeling vertrieben worden.
Abends war ich auf eine Abschiedsparty von Leuten die ich kaum kenne. Naja. Ich habe meine neuen roten Schuhe zum ersten Mal ausgeführt und sie waren auch prompt allein unter Turnschuhen und wurden gleich zum Gesprächsthema. Das ist nicht das erste Mal, dass ich mich über meine Schuhwahl unterhalten muss. Rote Schuhe sind das Tor zu einer Vielfalt von anknüpfenden Themen, wie Filmklassiker (Der Zauberer von Oz) oder Prostitution (rote Schuhe als Erkennungszeichen im Mittelalter). Ich sag's euch: Rote Stilettos und das Eis ist gebrochen.

Sonntag, 30. März 2008

Ich liebe Parques


Letzte Wochen waren also meine Eltern zu Besuch. Mein Vater kam natürlich wie immer sehr gründlich vorbereitet an, so dass sie mir schließlich mehr gezeigt haben, als ich ihnen. Zum Beispiel waren wir im Parque Benicalap am Rande der Stadt und haben einen Cache gesucht. Den hatte aber wohl jemand gefunden und entfernt. Kein Wunder, so gründlich wie da gegärtnert wurde. Wie auch sonst in der Stadt schienen ein Dutzend Personen in dem ansonsten fast menschenleeren Park damit beschäftigt zu sein, die Ordnung und Sauberkeit aufrecht zu erhalten.
Heute bin ich - die Zeitumstellung ist schuld! - erst um halb zwei aufgewacht. Nach dem Frühstück und allgemeinem Rumdödeln (16 Uhr) fasste ich den Entschluss, mit dem Fahrrad durch den Parque Turia zu fahren. (Ich wäre ja joggen gegangen, wenn ich meine aktuellste Mandelentzündung für auskuriert gehalten hätte). Hier ist ja auch anders als in Deutschland schon Frühling, mit Sonne und so. Also bin ich zum ersten Mal zum westlichen Ende des Parks gefahren, wo man den Zoo, der dort vor kurzem aufgemacht hat, live riechen kann und in Schwänen über einen See tretbooten kann (siehe oben), wenn man will (wollte ich nicht, alleine käme das sehr exzentrisch). Dann wollte ich immer noch nicht nach Hause und bin in die Jardínes Reales Viveros gefahren, die wirklich mehr Park als Garten und auch sehr hübsch sind.
Ich könnte ohne Probleme Rentner werden, die passenden Interessen habe ich ja schon.

Freitag, 21. März 2008

Fallas - Ein Spektakel in Bildern

Ich habe die Fallas überlebt. Die Fallas sind so etwas wie eine Mischung aus Oktoberfest, Silvester und Sandburgenfestival, dass eine Woche lang die ganze Stadt auf die Beine bringt oder lahm legt, je nachdem.
Es fing damit an, dass schon in der Woche vorher riesige Figuren, die Fallas, an fast jeder Straßenkreuzung aufgestellt wurden.
Am Sonntag mussten sie für die Jurybewertung fertig sein. Das heißt, dass meistens nachts im Scheinwerferlicht gearbeitet wurde. Zum Glück habe ich Jalousien.
Auch mit der Beleuchtung wurden Preise gewonnen. Mit dieser zum Beispiel den ersten.
Ab Samstag konnte man den folkloristischen Umzügen
den Blaskapellen

und den Feuerwerken nicht mehr entkommen.
Auf dem Rathausplatz wurde jeden Tag um Punkt 14 Uhr geböllert. Der beste (=lauteste) Pyrotechniker durfte am Abschlusstag noch mal böllern.

Vorher, 14:03



Nachher, 14:09


Das Spektakel wurde natürlich live übertragen, inklusive dB-Anzeige.
Nachts gab´s das Ganze dann auch in Farbe.
100.000 Valencianer in traditionellen Kostümen
opferten einer riesigen Jungfrau Maria Blumen. Dabei wurde viel geweint.
Plötzlich konnte ich mir bildlich vorstellen, wie die Massenfeste im Dritten Reich gewesen sein müssen.
Spätestens nachts artete das Ganze natürlich in ein gigantisches Besäufnis aus.
Zum Abschluss wurden die Fallas-Figuren unter großem Tamtam verbrannt.
Und am nächsten Morgen war alles vorbei.

Und dann


Vor zwei Wochen war ich mit Marika in Barcelona und es war toll. Dort gibt es alles, wie in dem Super-Automaten-Markt oben. Deshalb muss ich meinen eigenen Blog für eine Aufzählung der Ereignisse missbrauchen, obwohl ich mir eigentlich geschworen hatte, das nicht zu tun.
Also: Am ersten Abend waren wir nur ein bißchen spazieren und in einem obskuren Piraten der Karibik-Lokal, in dem die gelangweilten Kellner um die 50 als Piraten verkleidet waren. Freiwillig?
Am nächsten Tag haben wir uns im Boqueria-Markt gefrühstückt und waren shoppen. Die nächsten dringenden Punkte auf der Liste waren der Parque de la Ciutadella, die Sagrada Familia (TOLL TOLL TOLL!) und Geburtstagskuchen essen bei Starbucks. Danach sind wir zum Plaza de Espanya gefahren, um uns eine Riesenfontäne mit Musik- und Lichtchoreographie anzugucken. Danach haben wir uns auf den Weg zu einer Tapasbar gemacht, die uns empfohlen worden war. Dort war alles voll, so daß wir die Zeit bis ein Tisch frei wurde mit Bier trinken überbrücken mussten. Das war der Anfang vom Ende. Marika meinte, sie hat Geburtstag und muss das mit einer ganzen Flasche Wein für uns beide feiern. Als ich dem Kellner verraten habe, dass sie Geburtstag hat, bekamen wir Freisekt. Das alles vor dem Essen. Mehr muss ich dazu wohl nicht sagen. Wir hatten auf jeden Fall viel Spaß und haben mit den Kellnern geschäkert, bis wir als letzte aus dem Lokal hinauskomplimentiert wurden. Die hatten uns auch noch Absacker angedreht, so dass wir bei der Disko, die der eine uns empfohlen hatte, ohne zu Meckern 10 Euro bezahlten und dann der Meinung waren, dass wir die zwei inkludierten Freigetränke natürlich auch ausnutzen mussten. Die Disko war übrigens schlecht.
Ja, dass wir am Sonntag dann bei Kentucky Fried Chicken gefrühstückt haben, ist wohl kein Wunder. Vor dem Fenster lief als Kontrastprogramm der Barcelona Marathon vorbei.
42km sind wir an dem Wochenende allerdings bestimmt auch gelaufen, da wir an Metrogeld sparen wollten. Zum Beispiel zu den verschiedenen architektonisch sehenswerten Häusern und durch den Parque de Guëll, den ich gar nicht als so groß in Erinnerung hatte. Das ganze bei strahlendem Sonnenschein. Und immer in einem Pulk von Touristen. In fünf Minuten hat man wirklich 10 verschiedene Sprachen gehört.
Danach sind wir zu einem Lokal mit Jam-Sessions gefahren, das uns auch empfohlen worden war. Verschiedene Leute aus dem Publikum haben sich auf die Bühne gestellt und mit mehr oder weniger Unbekannten zusammen gespielt und gesungen. Danach waren wir indisch essen.
An unserem letzten Tag waren wir in der Barceloneta und am Hafen spazieren und haben ein riesiges Eis gegessen. Dann sind wir fast zu spät zum Bahnhof gekommen, weil wir irgendwie die falsche U-Bahn genommen hatten. Aber dann haben wir es geschafft und sind 4 Stunden später glücklich wieder in Valencia angekommen.
Toll!

Dienstag, 26. Februar 2008

Schneiden & Liegen lassen, bitte

Letzte Woche sah ich aus wie Victoria Beckham. Nur in schlecht und ohne David. Ich war nämlich beim Friseur. Dass ist keine gute Idee, denn in nachdem sie früher in Spanien allen einen Vokuhila verpasst haben, machen sie jetzt aus allem einen Victoria-Verschnitt - im wahrsten Sinne des Wortes.
Außerdem dachte ich fälschlicherweise, ich könne mich mittlerweile verständigen. Ich wollte "Schneiden & Selberföhnen", weil ich nicht auch noch für das Fönen bezahlen will, was ich sowieso hasse. So absurd glatt, wie sie mir das hinzerren wird es nämlich nie wieder. Und schließlich will ich vorher wissen, wie es nach dem nächsten Haarewaschen aussieht. Also saß ich da und hab eine halbe Stunde gelitten. Nur weil ich gesagt habe, "Nein, ich kann mir das selber fönen", was auf Spanisch die exakt gleiche Wortfolge wie "Ich kann mir das nicht selber fönen" ist. Aber wie kann man das missverstehen? "Ich kann mir das nicht selber fönen" ist doch nicht mal ein logischer Satz.
Also war ich den Rest des Abends schlecht gelaunt und hab mich geweigert, meine Mütze abzunehmen.
So hysterisch, wie ich also von einer neuen Frisur werde, sollte ich davor gefeit sein, jemals zu einem Schönheitschirurgen zu gehen. Von denen wimmelt es hier nur so. Auch wenn mir jeden Morgen aus dem Radio eine Märchenonkelstimme ins Ohr haucht: "Das Botox hat ein zu Hause - Clinica Soundso" oder "Möchten Sie einen natürlichen Busen - Clinica Soundso". Nein danke, ich hab schon einen. Seit wann ist natürlicher Busen synonym mit großer Busen? Wahrscheinlich gibt es einen gmx.de-Wissenschaftler, der dazu eine Steinzeittheorie hat. Aber ich halt mich da raus.

Sonntag, 24. Februar 2008

Gymnastik


Ich bin übrigens immer noch sauer, dass ich mich nicht im Sportzentrum um die Ecke anmelden kann, so wie ich will. Das heißt, dass die Zehner-Karte nicht für die Fitnesskurse gilt und sie somit zu teuer werden. Wie ich mir mit meinen Erasmus-Freundinnen einig bin, wäre es höchste Zeit das Projekt "Beach 2008" zu starten. Für mich allerdings auch das Projekt "Rückenschmerzen No More". Heute würde mein Bett (gefühltes Alter: 80 Jahre) schon vor der Markteinführung an irgendeinem EU-Gesundheitsschutzgesetz kläglich scheitern.
Wenigstens dürfen meine Stimmbänder jetzt Sport machen. Ein Kurs namens Locución & Doblaje soll uns beibringen, die Stimme richtig einzusetzen, für Radio, Fernsehen usw. Und weil das Synchronisieren angeblich die Königsdisziplin des Sprechens ist, sollen wir genau das tun. (Leider) würde mein Vorschlag angenommen, es mit "Die Familie Stone - Verloben Verboten!" zu üben. Das war wahrscheinlich doof, denn jetzt mag ich den Film noch gerne, aber danach wahrscheinlich nicht mehr.

Aber ist nichts Ernsthaftes

Das war natürlich ein Scherz, dass mein Mac die beste Beziehung ist, die ich je hatte. Auf jeden Fall würde ich das so nie zugeben.

Freitag, 22. Februar 2008

Wir sind wieder zusammen

Ich hab ihn wieder! Endlich. Und er ist jetzt wieder schön unbefleckt. Ich hab mich neulich schon gefragt, ob ich technosexuell bin. Das Verhältnis zu meinem Computer ist die beste Liebesbeziehung, die ich je hatte.

Montag, 11. Februar 2008

Äpfel & Algen


Jetzt habe ich es doch sage und schreibe fünf Stunden im Computersaal der Uni ausgehalten. Das kommt davon, wenn der blöde Apple Spanien es nicht schafft Ersatzteile zu liefern. Und unser DVD-Player hat keine Fernbedienung, so dass man nur Filme gucken kann, bei denen "Film starten" der erste Punkt im Menü ist. Bei "Sein oder nicht Sein" war es die Sprachauswahl, so dass ich nie darüber hinaus kam, mich für Spanisch zu entscheiden. Der Film hat aber so gut unterhalten, dass ich im Unterricht wahrscheinlich mal wieder nicht mit schlauen Kommentaren beitragen kann.
Letztes Wochenende habe ich einen Rekord an Erasmus-Leben aufgestellt: Mittwoch, Donnerstag und Freitag Ausgang. Das war zwar an keinem Abend besonders wild, dafür aber an zwei Tagen leckeres Essen involviert. Ist mir ja sowieso lieber. Ich habe noch nie so viele Leute auf einen Haufen kennengelernt, die richtig gut kochen können und es auch noch gerne tun! Am Mittwoch gab es italienisch bei Salvatore und Freitag hat der Mitbewohner von den Nachbarn von Federica und Sarah Sushi gemacht. Himmlisch. Sobald ich meine Kamera irgendwo ans Internet anschliessen kann, gibt es das Büffet auch in allen Farben zu bewundern.

Donnerstag, 7. Februar 2008

Geschafft

Ich sags gleich: Dieser Eintrag wird kurz. Mein Mac ist nämlich immer noch bei der Reparatur und ich sitze an Karls. Die Franzosen wollen ja immer alles anders machen und haben die Buchstaben an absurden Orten platziert, was gleich nach langsamen Internet auf der Liste der Computermacken, die mich wahnsinnig machen, kommt.
Gestern hatte ich meine letzte Klausur. Ich kam mir wie beim Abi vor, nur das sie solche Asi-Fragen gestellt haben, die dort nie zugelassen geworden wären: Schreib alles auf, was dir zu diesem Diagramm einfällt. Sage etwas über das Kameraobjektiv. Aber ich glaube es ist ganz gut gelaufen, vorausgesetzt sie verstehen was ich geschrieben hab, mein Wörterbuch lag nämlich zu Hause.
Danach musste ich natürlich feiern. Das hatten sich allerdings diverse Besucher der im Moment statt findenden und sehr populären Keramikmesse (keine Vasen, sondern Fliesen & Kacheln) auch gedacht, so dass alle Tanzbars an der Hauptstrasse des nächtlichen Vergnügens voller Anzugträger war, die anscheinend auf Firmenkosten trinken konnten. Man kann sich die Atmosphäre vorstellen. Wir sind dann irgendwann in einen Seitengassenclub umgezogen, wo das Bier statt 5 auch nur 2,50 Euro kostet. Es war also trotzdem gut.
Auch gut ist Sonjas Berlinale-Blog für das Goethe-Institut. Den kann ich meiner geneigten und grossen Leserschaft nur wärmstens empfehlen.
Und jetzt ist der Eintrag ja doch lang geworden.

Montag, 4. Februar 2008

Fleissiges Lieschen

Kaum kuriert, durfte ich mich auch gleich ans Lernen machen. Deshalb habe ich die vergangene Woche in der überfüllten aber sehr schönen Stadtbibliothek verbracht. Da sass ich dann unter lauter Spaniern, die fleissig ihre Notizen in vielen Farben bunt anstrichen. Ich glaube, dass ist eine Technik, die ihnen hier in der Schule beigebracht wird. Genauso vermute ich, dass in der Grundschule nicht nur schön schreiben, sondern auch klein schreiben geübt wird: So viele Handschriften, die sich in 6pt-Grösse bewegen, habe ich anderswo noch nicht gesehen.
In der Bibliothek gibt es mehr zu gucken als in meinem Stammsitz Stabi-Ost. Wer schon mal dort war, weiss aber, dass die Latte nicht hoch gelegt ist. Hier sind die Leute im Allgemeinen schon mal normal. Neulich sassen gleich mehrere Herren mit dem Buch "150 Jahre Feuerwehr in Valencia" da und ich hatte die nette Vorstellung, dass sie für die Grosse Feuerwehrmann-Prüfung lernen.
Jetzt habe ich gerade die zweitletzte Klausur abgehakt - im wahrsten Sinne des Wortes: True/False-Test. Der war deshalb nicht leicht, aber wenigstens schnell gemacht. Ich bin zu faul, um Antworten auszuformulieren. Auf jeden Fall hätte ich gerne eine gute Note, denn erstens liefen die Prüfungen der letzten Woche nicht so gut, zweitens habe ich das ganze Wochenende mit lernen verbracht und drittens war es Marketing, so dass meine Ehre mehr davon abhängt als von der TV-Technik.

Dienstag, 22. Januar 2008

Im Zentrum der Gesundheit

Gestern habe ich mich meiner Mandelentzündung geschlagen gegeben und bin zum Arzt gegangen. Das heißt in Spanien, dass man zum Centro de Salud, dem medizinischen Zentrum seines Stadtteils, geht. Dort heißt es erstmal Schlange stehen. Einmal drangekommen, meinte die Empfangsschwester, meine Krankenkassenkarte würde nicht gelten. Den Rest ihrer Fragen und Vorwürfe habe ich nicht verstanden - auch egal, mit meinen geschwollenen Stimmbändern bekam ich sowieso fast keinen Ton raus. Die universelle Sprache verzweifelter Tränen hat sie dann aber davon überzeugt, dass ich ganz dringend eine vorläufige spanische Karte brauche.
Danach saß ich mit 50 Rentnern in einem grün gekacheltem Wartesaal dicht gedrängt auf Sitzschalenbänken. Ich habe den Verdacht, dass die Omas und Opas hauptsächlich zum Schnacken auftauchen. Das war ein Bussi-hin und Bussi-her, dass ich mich nicht mehr wundere, dass hier angeblich Grippeepidemie herrscht. Allerdings müssen sie auch für jedes erneuerte Rezept dort aufkreuzen, die die Ärzte dann zwischen ihren Konsultationen erstellen. Das bedeutete also, dass ich wieder in einer Menschentraube vor einer Tür stand und wartete, bis aus derselbigen eine Schwester heraustrat, die ellenlange Listen von Rezeptempfängern und Akutfällen erstellte, um ihr einen Zettel mit meinen Daten in die Hand zu drücken. Ich musste mir eine junge Thailänderin merken (die zweite Person unter sechzig), nach der ich dran sein sollte. Im Sprechzimmer wartete ich auch erstmal, während der Arzt im Akkord Rezepte unterschrieb und mit der Schwester schäkerte. Danach diagnostizierte er fix "tonsillitis" (er bestand darauf, englisch zu sprechen), erzählte mir seine Meinung über deutsche Patienten mit (rennen nicht dauernd zum Arzt, wie die Spanier), telefonierte dann mit dem Handy ("Ich war gestern in 'Liebe in Zeiten der Cholera' - musst du unbedingt sehen, ganz toll...") und verschrieb mir Antibiotika und Paracetamol.
Die Apotheke nebenan war auch ein Erlebnis für sich: Im Fenster Nicorette-Reklame, drinnen verqualmt. Da habe ich schon fast wieder gelacht. Danach bin ich Trostshoppen gegangen. Auch weil gestern in meinem Horoskop stand: "Gönnen Sie sich etwas, es ist Winterschlussverkauf!"

Sonntag, 20. Januar 2008

Cocktails


Als ich eben meine Buffetschranktür öffnete, kam ich kurz vor als hätte ich einen Barschrank. Nun ist leider das Einzige, was in meinem Glas zusammenkommt, kalter Tee und Umckaloabo, was trotz des Namens kein bunter Alkohol ist. Na dann Prost Samstagabend.

Mittwoch, 16. Januar 2008

Ein Schaf im Wolfspelz

Ich habe übrigens neulich herausgegooglet, dass ich letzten Montag mit dem VfL Wolfsburg am Flughafen in Mallorca festsaß. Wir haben gemeinsam darauf gewartet, dass sich der Nebel verzieht, damit sie zu ihrem Trainingslager nach Faro weiterfliegen können und ich zu meinem Jugendlager nach Valencia. Nicht dass ich sie gleich erkannt hätte, meine Promikenntnis lässt stark nach sobald es um Fußball geht. Aber was kann eine Gruppenreise von 25 jungen Männern sonst sein, als eine Sportmannschaft? Höchstens ein englischer Junggesellenabschied, aber die hier waren nüchtern und trugen keine Karohemden. Außerdem kamen mir ein paar der Leute bekannt vor: Nämlich der hier: und der hier: Schließlich haben diverse Louis Vuitton-Täschchen verraten, dass die Jungs für Kicken Geld kriegen.
Obwohl derartige Taschen rigorosen Punktabzug auf der Attraktivitätsskala bedeuten, waren doch einige sehr nett Anzuschauende Teammitglieder darunter. Alle ihr, die euch auskennt, informiert mich, wer das war! Dann überlege ich mir mal Vfl-Fan zu werden. obwohl ich ja fast befürchte, dass das nur geht, wenn man aus Wolfsburg kommt, wenn man sich nicht zum Schaf machen will.

Montag, 14. Januar 2008

Kleines Orchester


Ich gehe nur noch in Spanien ins Konzert. Im Gegensatz zu Deutschland kann ich hier nämlich auch sehen, wofür ich gezahlt habe. Bei Sargento Garcia am Samstag konnte ich auf jeden Fall 80% der Anwesenden bequem über die Schulter gucken. Und das, obwohl die Erasmusdichte hoch war. Eigentlich habe ich aber auch sehr wenig gezahlt (6 Euro), für den Spaß, den ich hatte (viel). Obwohl ich ja sonst kein richtiger Reggaefan bin, habe ich fast drei Stunden durchgetanzt und diverse Anti-Bullen- und Pro-Kiffen-Parolen mitskandiert.
Das sollte eigentlich der Anfang von meinem neuen, auf Genuss und Entspannung ausgelegten Jahr sein, aber jetzt schleicht sich schon wieder eine Halsentzündung an. Es war ja nur eine Frage der Zeit, so wie alle um mich herum husten. Meine Ärztin behauptete ja felsenfest, es wäre ne Allergie, aber ich glaube ihr ja nicht so richtig und schlucke deshalb brav Antihistamine UND Antischnupfone.

Samstag, 12. Januar 2008

Alarm


Gestern gab's viel Drama. Zunächst in der Uni, wo ich später als sonst ankam - ein verspätetes Geburtstagsgeschenk an mich selber. Im Fernsehkurs waren Schnittstunden angesetzt, aber da unser Nachrichtenbeitrag fast fertig war und sollte eine Kommilitonin für den zweiten mit dem spannenden Thema "Neue Technologien an der Universität" mit ein paar Computern im Hintergrund für die Kamera Expertin spielen. Praktischerweise brach gerade dann auf der anderen Straßenseite in einer Garage Feuer aus. Die beiden Jungs liefen dann professionell durch den Rauch und machten Nahaufnahmen von der anrückenden Feuerwehr und Interviews mit dem besorgten Besitzer. Ich stand auf Abstand daneben und habe mit den 40 anderen Schaulustigen in mein Halstuch gehustet und dabei darüber nachgedacht, wie giftig so ein Reifenbrand eigentlich ist. Danach hatten wir auf jeden Fall alle einen grauen Schleier im Gesicht.
Zu Hause lauerten neue Gefahren. Eine Kakerlake hatte in der Küche ihren großen Auftritt, bis Rocio sie schreiend mit einem toxischen Spray erledigte. Heute befand ich mich plötzlich Auge an Auge mit einer, die ich beim Regalputzen beim Wegschieben einer Saftpresse entdeckte. Ich hatte mich ja schon in falscher Sicherheit gewogen, nachdem wir in den drei Monaten hier kein einziges Ungeziefer zu Gesicht bekommen haben. Jetzt hat es uns also doch erwischt. Aber die Waffen wurden schon aufgefahren.

Freitag, 11. Januar 2008

26


Seit gestern gehe ich also hart auf die dreißig zu. Damit bin ich offiziell Erasmus-Oma und meine drei grauen Haare im Pony haben ihre Rechtfertigung.
Jetzt habe ich gerade die Reste meiner kleinen Party gefrühstückt (Obstsalat, Brownies und Cola). Wer jetzt findet, das hört sich wie eine Geburtstagsfeier einer 6-jährigen an, der hätte mal die Wohnungsdekoration sehen sollen (das oben ist nur ein Ausschnitt und die Tapete gehört übrigens zur permanenten Einrichtung). Und ich konnte mir ja jetzt nicht wirklich einen Gin Tonic machen. Auch wenn ich in Spanien bin.
Die Party war nett. Zwar hätte ich lieber mit Leuten gefeiert die ich wirklich kenne, aber alle haben sich gut verstanden und die Stimmung war gut. Sie war übrigens ausgesprochen binational, mit Catia (Portugiesin), Rocio (Paraguayerin) und mir als einzigen Ausnahmen im franko-italienischen Publikum (die sich unter einander übrigens vorher nicht kannten).
Meine mit fortgeschrittenen Alter (in Vergleich zu meinem hiesigen Umfeld) erworbene Lizenz zum Weisheiten austeilen, kam schon Anfang der Woche in Gebrauch. Meine Gruppenarbeitspartnerin, über deren Unfähigkeit ich mich während der gesamten Weihnachtsferien beklagt hatte, schüttete am ersten Unitag weinend ihre ganzen Sorgen vor mir aus, so dass ich aus den aufmunternden Worten gar nicht mehr herauskam. Da habe ich mich zum ersten Mal richtig weise gefühlt und konnte nicht mehr sauer sein. So kam ich am Ende als doch noch dazu, die Gruppenarbeit alleine zu machen, und zwar so wie ich es wollte.