Sonntag, 9. Dezember 2007

Technisch betrachtet

Sonntag abend. Das sollte eigentlich heißen, dass ich ein spannendes, langes (wegen Nationalfeiertag am 6.12.) Wochenende hinter mir habe. Leider ist das nicht so. Ich habe hauptsächlich gehustet. Rund um die Uhr. Dazwischen habe ich Versuche gestartet, mein liebes Macbook zur Schönheits-OP abzugeben. Dafür habe ich mit Skype über das WLAN eines Nachbarn mit dem Apple in Deutschland telefoniert. Als ich mich am Freitag erkältungsgeschwächt in den Laden geschleppt hatte, den sie mir genannt hatten, haben sich die Leute geweigert, den Computer ohne Bearbeitungsnummer anzunehmen. Die würde ich bei der spanischen Hotline kriegen, bei der ich dann so lange in der Warteschleife hing, bis mein Handyguthaben aufgebraucht war (Skype wollte die Nummer nicht wählen). Um 18.01 Uhr war ich mit neuem Guthaben zurück aus dem Vodafonegeschäft, und damit 1 Minute zu spät für die spanische Hotline, wie ich feststellen musste. Also wieder in Deutschland angerufen. 4 Euro Gesprächsguthaben später hatte ich eine Bearbeitungsnummer, die aber eigentlich wegen der Garantie überflüssig sein sollte. Am nächsten Tag habe ich - im Vergleich zum Computerpreis vertretbare - 3 Euro in ein Taxi investiert und stand pünktlich vor einem geschlossenen Geschäft. Meine Umgebung hatte nämlich versäumt mich darüber zu informieren, dass 8.12. auch ein Feiertag ist (wofür, weiß ich immer noch nicht).
Morgen also ein neuer Versuch. Ich hoffe, sie nehmen ihn an und kümmern sich dann gut um ihn. Wenn ich mich nicht melde, ist ihm etwas passiert.

Dienstag, 4. Dezember 2007

Hier glänzt der Advent nur durch Abwesenheit


Kaum habe ich mich so langsam in meiner Wohnung eingelebt, verstanden, wie die Uni funktioniert und so etwas wie ein Freizeitleben aufgebaut, werde ich auch schon wieder krank. Toll. Ich habe aber schon was dazugelernt und eingesehen, dass man sich in dieser Wohnung nur unter einer Bettdecke aufhalten sollte, so dass ich heute mit meinem Aristoteles hinaus an einen Cafétisch gezogen bin. Dort saß ich dann und kam mir intelligent vor, weil ich dessen Abhandlung über "Poetik" natürlich nicht auf spanisch lese, sondern auf deutsch, und somit alles verstanden habe.
Nach meinem Ausflug nach fast-Nordeuropa letzte Woche ist mir erst aufgefallen, dass die Bäume hier grün bleiben. Und zwar nicht nur die Palmen, sondern fast alle.
Also bleibt mir sogar die Weihnachtsstimmung erspart. Außer ein paar vereinzelten Lichterketten und 32 Sorten Turrón im Supermarkt erinnert kaum etwas an Advent, so dass ich letzten Sonntag spontan den Drang verspürte Kekse zu backen, bin dem aber nicht nachgegangen. Weihnachten haben eindeutig die Nordeuropäer erfunden: Bei 20 Grad und Sonnenschein braucht man ja auch weder Kerzen noch Glühwein.

Donnerstag, 29. November 2007

Genfer Konvention


Am Wochenende war ich im Paradies. Genauer gesagt in Genf, in einer Wohnung mit Fußbodenheizung. Sie gehört den Freunden von I, die ich in Schweden kennen gelernt und seitdem, also seit vier Jahren nicht mehr gesehen habe. Da I eigentlich in Brasilien wohnt, musste ich die Chance nutzen, sie zu besuchen, solange sie in Europa ist. Auch wenn das, um möglichst billig da hin zu kommen, bedeutete von Valencia morgens mit dem Zug nach Barcelona zu fahren um abends mit easyjet in Genf anzukommen.
Nachdem ich eine Weile im Genfer Bahnhof herumgeirrt war, wo sie mich abholen wollte, hatte ich schon Angst, dass sie sich so verändert hat, dass ich sie nicht wiedererkenne. Aber ganz im Gegenteil - sie sah nicht nur noch genauso aus, sondern war auch genau wie damals. Sie ist wahrscheinlich die coolste Frau, die ich kenne. Sie arbeitet in einer hochrangingen Position für die Anti-Gewaltorganisation Viva Rio in Rio, tut also erfolgreich Gutes und ist dabei auch noch nett und sieht gut aus.
Es war ein sehr, sehr nettes Wochenende. Bei den ganzen Gesprächen habe ich nebenbei noch ein bisschen portugiesisch gelernt, das meistens zur Sprache der Konversation wurde. I.s Freund spricht nämlich kein englisch, eine Schweizer Freundin von ihr, die gleichzeitig zu Besuch war, dagegen portugiesisch. Ich kam erstaunlich gut mit. Als ich jedoch mit ihrem Freund alleine war, musste ich wieder auf das gut geübte, aber hier mittlerweile kaum mehr gebrauchte Allgemeinrezept Nicken & Lächeln zurückgreifen.
Achja, Genf ist auch nett. Berge und Pelze und Uhren und so halt. Am besten fand ich allerdings die Lebensmittelabteilung im Kaufhaus Mason (?). Ich kam mir vor wie ein Kind in Disneyland. Es gab dort ALLES. Allein die Brottheke war 15 Meter lang. Leider wurde ich vom Fotografieren abgehalten. Wollen die etwa nicht, dass man für sie Werbung macht?

Das Paar mit der Superwohnung kennt I übrigens noch aus ihren Banker-Tagen. Diese Freundschaften sollte man anscheinend pflegen! Bevor ich mir eine Fußbodenheizung leisten kann, werden noch viele Winter vergehen, in denen ich dann meine Banker-Freunde besuchen werde. Ihr wisst ja wer ihr seid. Und zum Glück seid ihr ja viele. :-)

Donnerstag, 22. November 2007

Warm

Ich bin wieder glücklich: Die Kältewelle ist vorbei, heute waren in der Sonne 20 Grad.

Das Kapitel Coco jetzt auch mit Beweisbild (siehe unten).

Samstag, 17. November 2007

Kalt

Ich nehm das vom letzten Eintrag zurück. Es ist überhaupt nicht warm, es ist saukalt.
Das öffentliche Thermometer vor meinem Fenster zeigt zwar zwölf Grad an, das bedeutet, dass es in meiner Wohnung ungefähr 11 sein werden. Auf jeden Fall gefühlt.

Gestern war ich mit Rocío bei ihrer Arbeit, dem Café l'Abad in der Altstadt. Dort hingen wir dann mit ihrer Kollegin an der Bar und haben uns unterhalten, weil keine Gäste da waren. Ich hab mich durch ein paar Kaffeespezialitäten probiert. Später kam noch das Kiezoriginal Paco auf ein Bier vorbei und hat mich und Rocío mit je einer Rose beehrt. Dann hab ich mich noch mit einem Freund von Rocío unterhalten, der kurz vor Schluss herein schneite.

Dienstag, 13. November 2007

Hausbesuche


Jetzt aber. Nachdem ich schon so lange nicht mehr auf dieser Seite war, dass ich meine eigenen Beiträge spannend finde, muss Schluss sein mit dem Blogloch.

Ich habe mich jetzt schon fast an unsere Wohnung gewöhnt. Sie ist eine Wohnung mit Macken - und mit einer Vergangenheit. Die Macken äußerten sich kurz nach dem Einzug darin, dass gleich beide Klos verstopft sind. Unser Vermieter löste das Problem fachmännisch mit dem Wischmop, der das Innere eines Klos hoffentlich zum ersten Mal sah, denn vorher hatten wir damit die ganze Wohnung gewischt.
Außerdem lief die Waschmaschine aus. Auch an ihr bastelte der Vermieter persönlich herum, was aber erst beim zweiten Mal und nach weiterem Auslaufen und einem neuen Ersatzteil zu dem gewünschten Ergebnis führte.
Daneben waren wir immer noch mit dem Entfernen von jahrzehntealten Schmutzschichten beschäftigt und hatten vier angemeldete Besucher, plus diverse spontane Übernachtungsgäste, die mit Karl feiern waren und den Weg nicht mehr nach Hause gefunden haben.
Schon beim Mitbewohnercasting waren darüber hinaus merkwürdige Dinge passiert. Da stand ein junger Mann, den wir für den nächsten Interessierten hielten, verwirrt im Flur und fragte nach Coco und verschwand fix, als wir sagten: "Jaja, Missverständnis, keiner von uns heißt Coco, wir haben dir nur den Namen vom Klingelschild gesagt, damit du weißt wo du klingeln musst." Er sollte nicht der letzte sein, was uns schon wunderte. Als wir dann einige Tage später einen Zeitungsausschnitt in einer Schublade fanden, erhärtete sich der Verdacht: Hier waren wohl mal "heiße Asiatinnen" am Werk. Als Karls nicht informierter Bruder bald darauf die Tür öffnete, stand gleich ein Mann im Flur, der mit unmissverständlichen Gesten um diverse erotische Dienstleistungen bat. Er zog enttäuscht ab, als ihm klargemacht wurde, dass keine "blutjungen Japanerinnen" mehr zur Verfügung standen. Daraufhin hängte Rocío ein wütendes Post-It an die Klingel und änderte Coco in Karl, was aber auch zunächst keine Abhilfe bot. Mittlerweile scheint es sich aber rumgesprochen zu haben, dass hier jetzt nur noch anständige Mädchen wohnen.

Mitten in dem Chaos war mein erster Besuch da: R aus HH. Das war sehr nett. Wir haben uns spontan für gute 24 Stunden nach Madrid abgesetzt, was sich trotz insgesamt 10 Stunden Fahrt sehr gelohnt hat.

Und für alle die fragen: Ja, hier ist es noch warm. Habe heute ohne Jacke in der Sonne Kaffee getrunken.

Sonntag, 28. Oktober 2007

Ich will mehr Wochenende

Heute habe ich den ganzen Tag die Nachwirkungen einer schlimmen Erasmus-Party bekämpft. Schlimm war sie, weil ich 10 Mal exakt die gleiche Unterhaltung hatte, allerdings mit 10 verschiedenen Personen. Außerdem sah ich mich plötzlich in ein Trinkspiel involviert, für das jede Nation andere Regeln kannte und keiner das schlechte Spanisch des anderen verstanden hat. Das Trinkspiel war wahrscheinlich nicht ganz unschuldig daran, dass ich heute zwei Teller Nudeln gegessen habe (mit zwei auf unterschiedliche Art fettigen Saucen), eine Dose Oliven, fast eine ganze Tüte Chips und mehrere Schokokekse. Zwischendurch war ich in meiner neuen Wohnung putzen. In den Staubmengen, die wir da aufgetan haben, hätte man baden können.

Freitag, 26. Oktober 2007

Crashkurse

Ich glaube, ich eine eine richtig schlechte Wahl getroffen. Sie spielt auf jeden Fall in der gleichen Liga wie die Dummheit, in der 7. Klasse hartnäckig darauf zu bestehen, Latein statt Französisch zu lernen. Und zwar habe ich meine Kurse so ungeschickt gewählt, dass ich freitags 10 Stunden in der Uni sein muss. Damit fängt der Tag schon mal zu früh an und hört zu spät auf. Dazwischen liegt Gruppenarbeit.
Morgens müssen wir für ein Drehbuch erarbeiten. Wie das mit einem stillen, scheinbar etwas simpel gestrickten Spanier und einem Erasmusstudenten mit rudimentären Spanischkenntnissen läuft, kann kann man sich ja denken. Wenigstens werden damit die Kapitel "Meinungen ausdrücken" und "Gefühle beschreiben" aus dem Spanischkurs überflüssig.
Mittags Fotokurs, dessen Herausforderung hauptsächlich darin liegt, das spanische Vokabular den richtigen Kamerateilen zuzuordnen und nicht einzuschlafen. Danach Fernsehkurs. Der bereitet mir zwei hauptsächliche Probleme: 1. Hier geht es nicht wie in der UdK darum, kreative Ideen zu haben und sie möglichst interessant umzusetzen, sondern hier wird Handwerk gelehrt. Das heißt: 2 Stunden drehen, 2 Stunden schneiden, fertig sein. Dabei kommen natürlich Sachen raus, die sehr nach Lokalfernsehen aussehen. 2. Wo ist der verdammte An-Knopf an der Kamera? Ich fühle mich in dem Kurs so doof wie seit zehn Jahren nicht mehr. Meine Gruppenmitglieder sind auch noch sehr nett und haben mir sogar angeboten, mir an einem freien Tag Nachhilfe zu geben. Das macht es fast noch schlimmer.

Gestern abend kam auf jeden Fall Pierre-Yves (der heißt wirklich so) vorbei und hat die erste Miete und eine Rate Kaution überreicht und ist damit nach einer zweiten Castingrunde offiziell unser neuer Mitbewohner und zweiter Franzose an Bord. Er hat aber zum Glück - und überraschenderweise - keinen Akzent und geht somit als Sprach-Vorbild durch.

Mittwoch, 24. Oktober 2007

Aussichten


Die Aussicht von unserem Balkon am Montag abend. Im Vordergrund die Baustelle, die zwischen 4.00 und 1.00 Uhr des nächsten Tages jegliche Unterhaltung im Wohnzimmer erschwert.
Unser Wunsch-Mitbewohner hat abgesagt. Der Italiener hat sich nicht gemeldet. Bald wird die dritte Wahl angerufen. Oder weitergecastet.

Montag, 22. Oktober 2007

Mitbewohnercasting

Am Freitag hatte ich den ganzen Tag lang unglaublich schlechte Laune. Dann habe ich Un Funeral de Muerte gesehen, wie er hier heißt, und hab mich totgelacht. Sehr schräger Film. Außerdem waren ganz begeister, dass wir trotz der spanischen Synchronisation wirklich jeden Witz verstanden haben.
Seit dem sitze ich fast ununterbrochen am Arbeiten für PLAZA. Ein wenig dröge, aber es sichert mir einige entspannte Monate ohne Geldsorgen mehr. Zwischendurch haben wir Mitbewohner gecastet, und bis gestern stand es zwischen einem gegelten Italiener und einem muskelbepackten Franzosen, bis heute abend ein Spanier auftauchte (mein Favorit, da ordentliches Spanisch). Leider hat er Bedenkzeit erbeten. Wenn er sich gegen uns entscheidet, bleibt wohl der Italiener. Der ist nicht mein Favorit. Rocío stellt ihn sich gerne jeden Morgen mit nacktem Oberkörper in der Küche Espresso kochend vor, ich befürchte eher, dass er vor lauter Styling keine Zeit zum Putzen hat. Aber er arbeitet in einem Restaurant: Gratisessen?? Dazu bald mehr.

Übrigens: Habe in meinem Kopf nach meinen HTML-Skills gekramt. Und, voilá, schon fließt der Text um das Bild herum. Ich bin sehr zufrieden.

Mittwoch, 17. Oktober 2007

Unterkunft ab November

Heute haben wir unsere drohende Obdachlosigkeit abgewehrt. Der Plan war ursprünglich, unsere Habseligkeiten in Karls Mercadona-Wagen, den er mal eines nachts fünf Stockwerke hochgetragen hat, zu laden und in die Gleisunterführung vor unserem Haus zu ziehen. Diese Ecke von Valencia ist nämlich so gut gelegen, dass wir hier nicht weg wollten. Jetzt haben wir statt dessen eine Wohnung gemietet. Sie liegt genau zwischen den Metrostationen Plaza España und Angel Guimerá und damit 10 Minuten von unserer jetzigen entfernt. Wir haben heute unserem Vermieter sechsunddreißig 50-Euro-Scheine in die Hand gedrückt und den Schlüssel zu einer Fünf-Zimmer-Wohnung voller Antiquitäten und Kitsch bekommen. Seiner Frau mussten wir fünf Mal versprechen, uns gut um die Wohnung zu kümmern. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätten wir sie wahrscheinlich nie bekommen. Ihr redseliger Mann hat es zum Glück nicht so eng gesehen, dass keiner von uns ein festes Einkommen hat. Und ich glaube, als Deutsche habe ich einen Stein bei ihm im Brett. Schließlich bin ich damit ja fast persönlich für automobile Wunderwerke wie Audi, Mercedes und Co. verantwortlich.
Aber wenn wir ihnen beiden bewiesen haben, dass wir vertrauenswürdige Mieter sind, sollte einem guten Verhältnis nichts mehr im Wege stehen. Dann können wir vielleicht auch die schlimmen Gardinen und die Werke diverser Amateurmaler, die die Wände pflastern, abhängen. Die beleuchtete Plastikpflanze im Flur scheint leider festgemauert zu sein.

Kulinarisches Wochenende


Kaum hatte ich am Freitag meine Faulheit überwunden, ging auch schon ein sehr gutes Wochenende los. Als ich im Copyshop munter aus meinem 500 Seiten-Buch vor mich hin kopierte, stieß Rocío zu mir, auch sie auf der Flucht vor unserer Vermieterin und ihrem Dutzend potentiellen Nachmietern. Im Mercado Colón, einer ehemaligen Markthalle, die aussieht wie eine orthodoxe Kathedrale und zu etwas umgebaut worden ist, was man in den USA als Food Court bezeichnen würde, tranken wir Kaffee. Kurz darauf war ich mit meinen Erasmus-Freundinnen zum Tapas essen verabredet. Die waren gut, aber zu teuer um genug davon zu essen, so dass wir danach bei einer Bar mit Pintxos vorbeigingen. Pintxos sind eigentlich auch Tapas, nur auf Brot und mit einem Zahnstocher durchbohrt. Bei Pintxos bedient man sich selber an der Theke und zahlt hinterher anhand der Zahnstocher auf seinem Teller. Das fand ich so gut, dass es am nächsten Tag zum Mittag wieder Pintxos gab.
Abends war ich wie auch am Freitag mit meiner Erasmus-Clique bei einem Italiener verabredet an dem wir am Freitag vorbeigegangen waren, und aus dem es so gut nach Pizza roch. Die war auch gut, aber nicht grandios. Ebenso mein Tiramisu. Die Atmosphäre dagegen war sehr nett, so dass ich es den Mädels auch verziehen habe, dass sie mich fast eine Stunde an unserem reservierten Tisch haben warten lassen. Danach haben wir uns mit Karl und zwei Französinnen zusammengetan, die Frankreich hatten Rugby spielen sehen und dabei schon einiges getrunken hatten. Karl hatte sich einen Wunsch erfüllt und einem Straßenverkäufer ein Megaphon abgekauft. So endete der Abend in stilgerecht in einem Dönerladen mit einem Franzosen mit Megaphon. Was das heißt, kann man sich ja denken.
Da ich Sonntag abend zum sizilianischen Essen von Federica eingeladen war, bin ich joggen gegangen. Das war ein Fehler: Mir tut immer noch alles weh. Danach habe ich mit Anne aus meinem Fotokurs diverse Übungsaufnahmen in der Altstadt gemacht, war spontan eine Wohnung besichtigen und zum Schluss italienische Auberginen essen. Und dann war ich satt und zufrieden.

Freitag, 12. Oktober 2007

Verfault


Schon wieder Feiertag. So langsam weiß ich mit meiner freien Zeit gar nichts mehr anzufangen. Ich bin das ja nicht gewohnt. :-)
Nach nur zwei Tagen Uni bin ich auch nur mittelmäßig geschafft. Aber faul. Gestern wollte ich eigentlich zum ersten Mal zum Softballtraining meiner Uni. Da meine Sportbrille plötzlich verschollen war, hätte ich nicht mittrainieren können, wollte mir das aber trotzdem angucken. Pünktlich zum Losfahren fing es an zu schütten. Fahr ich halt wenn es aufgehört hat, dann werde ich nicht klatschnass und finde nachher keinen dort vor, dachte ich. Es hörte aber nicht auf.
Die orientalische Tanzshow, zu der Sarah hinwollte, musste ich auch ausfallen lassen. Mein argentinischer Verehrer hatte mich nämlich auch gefragt, ob ich nicht dahin kommen wollen würde. Wollte ich dann nicht mehr. Außerdem bin ich gerade, wie schon gesagt, faul.
Um Mitternacht fiel der Strom aus und war noch nicht wieder angegangen, als ich zwei Stunden ins Bett ging. Damit ich da nicht gleich wieder reinkrieche, werde ich gleich mal das Haus verlassen.

Donnerstag, 11. Oktober 2007

Folklore


Wie gesagt böllern die Valencianer gerne. Am Dienstag haben sie wieder einen Anlass dafür gesucht und ihn Día de la Comunidad Valenciana genannt.
Zufällig haben am selben Tag vor ungefähr 600 Jahren die Christen die Stadt von den Mauren zurückerobert. Deshalb verkleiden sich eine Menge Leute und prozessieren durch die Stadt.
Ich habe mir mit ein paar Leuten aus einer strategisch günstigen Ecke heraus diverse Ritter, Edelfrauen, Haremsdamen, Gaukler usw. angeschaut, die Feuerwerke anzündeten, Musik machten, Konfetti streuten usw. Wahrscheinlich so ähnlich wie Karneval - mit weniger Bonbons. Und Spaß ohne Alkohol geht in Köln wahrscheinlich auch nicht.
Findige Geschäftsleute haben am Straßenrand entlang Plastikstühle aufgestellt und wie am Strand für sie abkassiert. Dafür waren wir zu geizig, aber nach einer Weile mussten wir uns geschlagen geben und uns bei McDonalds stärken. Vor dem Fenster marschierte die Gegenparade der sozialistischen Separatisten vorbei, die Bannersprüche natürlich auf valenciano.
Den Rest des Abends habe ich auf dem Sofa verbracht, geschafft nicht nur von dem vorhergehenden Abend, sondern auch von der ersten Hausaufgabe, die ich hier einreichen musste: Analyse von fünf Webseiten. Der arme Professor, der sich meine holperigen Ausführungen reinziehen muss.

Dienstag, 9. Oktober 2007

Latin Lover


Ich habe einen argentinischen Verehrer. Er hat sich sogar schon mit einer Rose zwischen den Zähnen vor mich hingekniet. Verbal, versteht sich.
Das Ganze kam so: Bei einer Karaffe Agua de Valencia trafen ein paar Mädels und ich spät am Sonntag abend drei Studenten. Ich war absolut nicht in Bestform (mental schon im Bett) und habe es anscheinend trotzdem geschafft, das Interesse des einen zu wecken. Am nächsten Tag hatte ich plötzlich eine Verabredung zu zweit. Mit der leisen Befürchtung, dass das ein Date sein soll, graute es mir ein wenig vor dem Abend. "Leider" gewitterte es plötzlich so heftig, so dass ich das Haus nicht verlassen konnte. Prompt stand der junge Mann vor meiner Tür. Kein Problem, er entpuppte sich als Alleinunterhalter und hatte außer mir noch meine Mitbewohner als Publikum. Nach dem Regen zogen wir alle zusammen in die Altstadt (heute ist Feiertag) und bis zu später Stunde verlief alles ganz harmlos. Mit steigendem Alkoholpegel mehrten sich allerdings seine Annäherungsversuche. Natürlich sehe ich toll aus und habe eine unheimlich spannende Persönlichkeit, und das darf man mir auch gerne sagen und meinen Mitbewohnern auch. Aber Hoffnungen darf der Gute sich mit seinen 22 Jahren da nicht machen, trotz einer ganz sympathischen Art. Leider, leider ist mein Wortschatz für derartige Situationen absolut noch nicht geeignet, so dass ich ihm möglicherweise das Gegenteil signalisiert habe....Mist.

Oben: Feuerwerke zu Ehren der Comunidad Valenciana, gesehen von unserem Balkon aus. Der bald nicht mehr unserer ist.

Montag, 8. Oktober 2007

Spontan botanisch


Heute morgen hat Rocío mich darauf hingewiesen, dass ich entkoffeinierten Kaffee gekauft habe. Ich habe ja immer behauptet, dass mich Kaffee überhaupt nicht wacher macht, aber vielleicht war das die Ursache dafür, dass ich am Wochenende hauptsächlich geschlafen habe. Gestern konnte ich mich gerade noch davon abhalten, Mittagsschlaf zu machen um stattdessen in den Botanischen Garten zu fahren. Es wäre sogar Strandwetter gewesen, aber da es schon spät war, habe ich mich dort mit einem spanischen Buch in die Sonne gesetzt. Nach dem ausgiebigen Nichtstun am Samstag kam ich mir wie eine richtige Multitasking-Frau vor: Sightseeing, Bräunen und Spanisch lernen gleichzeitig! Und das auch noch im Sitzen.

Samstag, 6. Oktober 2007

Der Vertrag von Rapallo

Wir wohnen in Wohnung Nr. 10. Vor uns, schätzungsweise als das Haus in den 60er Jahren gebaut wurde, wohnte hier jemand mit dem bedeutungsträchtigen Namen Rapallo. In Rapallo gab's mal einen Vertrag. Wir haben keinen. Der Vermieter kommt am Anfang jeden Monats und sammelt von uns tausend Euro in Bar ein. Letzes Mal hat er uns erlaubt, zu fünft hier zu wohnen. Denn es wäre ja gut, wenn jemand von uns wohnen bleiben möchte, wenn die Hauptmieter Ende Oktober nach Hause fahren. Der Vermieter hat leider eine Ehefrau, die somit auch unsere Vermieterin ist. Sie hat anscheinend unsere Wohnung einpaar Franzosen versprochen hat, die Ende Oktober für das gleiche Praktikumsprogramm wie meine Mitbewohner anreisen. Wir wollen aber nicht ausziehen! Hier ist es schön, sauber, zentral und günstig. Ich hoffe, wir können sie davon überzeugen, dass bekannte Mieter die bessere Wahl sind. Sonst muss ich in drei Wochen ein neues Zimmer finden!
(Bekki, tut mir leid...Vielleicht wird's doch ein Hostelurlaub. Bin aber zuversichtlich)

Donnerstag, 4. Oktober 2007

0 Watt in meinem Körper


Es gab einen Grund, warum ich Physik in der Schule abgewählt habe. Nichtsdestotrotz sind morgen wieder ca. 5 Stunden für die Erklärung von Brechung, Spiegelung und anderer wilder Dinge, die Licht und Linsen so anstellen, eingeplant. Ich will überhaupt nicht wissen müssen, was Hertz bedeutet oder wie eine Fernsehkamera funktioniert! Schon gar nicht, wenn die Hälfte meiner Vorlesungsnotizen aus Vokabellisten besteht.
Nach nur zwei Stunden Uni hat's mich heute nachmittag trotzdem auf dem Sofa erwischt. Aber wenn ich sowieso zu nichts zu gebrauchen bin, ist es ja egal, ob ich da fernsehe oder schlafe. Das zweite hält mich wenigstens vom Essen ab.

Der Grund dafür, dass ich Physik abgewählt habe war übrigens, dass ich Spanisch lernen wollte. Das hier muss die Strafe sein.

Dienstag, 2. Oktober 2007

Kurswahl

Morgens zu googlen ist eine schlechte Idee. Nach dem Weckerklingeln gab es gleich ein zweites böses Erwachen: Die Autoren der beiden Bücher, die für meinen "Ethik"-Kurs obligatorisch sind, mit dessen Wahl ich bis dahin seit gestern sehr glücklich war, entpuppten sich - natürlich - als katholisch geprägte Moralphilosophen (Rhonheimer und Spaemann). Auch wenn ich mich nur noch schwach an meinen Ethikkurs in Uppsala erinnern kann, meine ich doch zu wissen, dass es zu dem Thema Ethik noch andere Überlegungen gibt. Jetzt bin ich schwer am überlegen, ob ich wirklich Lust habe, mich ein Semester lang mit den Texten zweier Abtreibungsgegner zu beschäftigen, die mir als DIE Antwort auf die Frage "Was ist Ethik" präsentiert werden.
Aber schliesslich bin ich hier ja auf einer katholischen Privatuniversität. Vielleicht sollte ich den Kurs als Feldstudie über die Weltsicht der Eingeborenen verstehen? Ich befürchte aber, diverse obskure Vorlesungen in den letzten fünf Jahren haben meiner Wissbegier dieser Art den Rest gegeben.

Montag, 1. Oktober 2007

Sonntagsunternehmungen



Valencia ist schön. Hier haben sie zwar mal einen ganzen Fluss, den Túria, trockengelegt, was im ersten Moment verrückt erscheint. Aber zum Glück hatten sie die gute Idee, in dessen Bett allerlei Grünes anzupflanzen und Santiago Calatrava einen Architektentraum ausleben zu lassen. Diese Ciudad de las Artes y de las Ciencias zu sehen, war allein schon die heutige Jungfernfahrt mit meinem neuen Fahrrad wert. Die Jardínes del Túria spannen sich um die halbe Altstadt und so haben Rocío und Karl und ich es nur geschafft, sie zur Hälfte zu abzufahren. Aber diese Hälfte war schon schön, mit verschiedenen Gärten, Spielplätzen und Gewässern. Auf den Fussballfeldern waren alle Länder Südamerikas repräsentiert. Das Softballfeld habe ich auch gefunden, auf dem vielleicht schon morgen das erste Training meiner Uni stattfindet.
Abends hat Sarah marokkanisch gekocht. Dafür hat sie uns genötigt, ihr die marokkanischen Namen der Speisen nachzusprechen, die allesamt mindestens einen Würgelaut enthielten. Deshalb habe ich sie auch schon wieder vergessen. Aber es war sehr, sehr lecker.

Freitag, 28. September 2007

¡Que fuerte!


In zwei Wochen Uni, möchte man meinen, gäbe es mehr zu erzählen, als was ich bisher getan habe. Das ist auch so, war aber auch der Grund dafür, dass ich mich eher ausgelaugt als inspiriert gefühlt habe. Der Samstag heute kommt mir vor wie ein rettendes Gummitier in dem Teil vom Schwimmbecken, in dem ich nicht stehen kann.
Ich hatte vergessen, wie anstrengend es ist, neu zu sein und die Sprache zu können. Gestern, nach zwei Stunden Crashkurs über die Technik der Fernsehkamera, hatte ich das Gefühl, in meinem Kopf köchelte es leise vor sich hin. Und da ich mit meinen Kommilitonen ja nicht smalltalken kann, lächele und nicke ich im Akkord. Wenigstens kann ich den Konversationen so einigermaßen folgen. Und ich habe das spanische Äquivalent von Krass! gelernt: ¡Que fuerte¡ Ich bin von meinem eigenen Gehirn ziemlich beeindruckt.
Oben: In der Metrostation.

Montag, 24. September 2007

Das erste richtige Wochenende

Seit Freitag möchte ich meinen Mitbewohner Karl offiziell heiraten. Zu unserer kleinen Party hat er nämlich Windbeutel mit Schokoladensauce gemacht. Seine Freundin hätte aber wahrscheinlich etwas dagegen. Die will ja schließlich auch lecker essen. Die Alternative wäre ein Freund von Rocío, der Rhubarb Crumble mit Vanillesauce mitgebracht hat. Er ist auch noch Engländer, was ihm bei mir ja ohnehin Pluspunkte einbringt.
Nach dem Nachtisch nachts um 2 war ich glücklich, erledigt und wollte mich kurz fünf Minuten hinlegen. Damit war die Party für mich natürlich gelaufen.
Nachdem ich mich am Samstag gepflegt gelangweilt habe, haben Rocío und ich zum Glück noch Barhopping gemacht. Hier ist es so wie in Hamburg, dass man aus einer Tanzbar raus und in die nächste reinfallen kann. Ohne Eintritt. Nicht wie in Berlin, wo man für's Tanzen bezahlen muss. Und das Taxi, sobald man bequem woanders hin will.
Ein gutes Wochenende.

Dienstag, 18. September 2007

Fehlende Worte

Die Erkältung, die mich die letzten Tage lahmgelegt hat, hatte auch einen Vorteil: Mein Wortschatz hat sich durch meinen Medikamentenbedarf um die zwei praktischen Wörter 'Schleimhaut' (mucosa) und 'abschwellen' (deshincharse) erweitert.
Ich bin hier ja nicht die einzige mit einem begrenzten Ausdrucksvermögen. Neulich kam mir der 'schlaue' Gedanke: vielleicht sind viele der Erasmus-Leute gar nicht so langweilig. Wenn ich das, was ich so sage, direkt übersetzen würde, müsste ich mich selber für die Schnarchnase vorm Herrn halten. Da bleiben die Gespräche natürlich flach.
Nachdem ich mich dann kurz in der Gesellschaft faszinierender Persönlichkeiten wähnte, fiel mir ein, dass genau so gut das Gegenteil der Fall sein könnte. Wenn die Sprache nicht fließt, hindert das auch die anstrengenden Leute daran, sich durch ihre komischen Ansichten zu verraten.
Daher heißt es abwarten - (Achtung, selbst ausgedachte Metapher folgt....) - , bis sich zeigt, ob das was matt glänzt ein ungeschliffener Diamant oder eine geschmirgelte Glasscherbe ist. (da daa!)

ErasMuss ich nicht wirklich...


Das da oben sind die Reste von der Vorspeise, als Aurelia uns vor der Erasmus-Party am vergangenen Freitag zum Essen eingeladen hat. Das war nett, wohingegen die Party so war wie befürchtet - schlechte Musik, besoffene Mädchen, ungezähmte Jungs, allesamt wild fotografierend. Sich bei der Lautstärke auf Spanisch unterhalten zu wollen, war ein Witz. Ein Berliner hat es trotzdem mit mir versucht: Da fragt er mich, ob ich Spanierin bin. Schlechte Anmache auf einer Erasmus-Party, dachte ich. Dass er von Blondinen und 1,85m großen Männern umgeben war, ein sicheres Zeichen für eine Ausländer-Party, hatte er aber irgendwie übersehen. Dann entpuppte ich mich auch noch nicht mal als exotische Münchnerin, so ein Pech (für ihn). Ich war dann aber auch schnell weg, auf der Fiesta gab's nichts zu verpassen, in meinem Bett dagegen schon - Schlaf. Hier bin ich wirklich alt.

Sonntag, 16. September 2007

Agua in Valencia


Am Freitag fing es nachmittags an zu gießen und es zeigte sich gleich, dass in Valencia nichts für so etwas gebaut ist: In der Metro regnete es rein, in der Untergrundstation ergoß sich ein Wasserfall aus der Wand auf die Gleise und im Supermarkt tropfte es von der Decke. Noch schlechter erging es Nina: Als sie im Bahnhofskiosk Süßigkeiten kaufen war, brach die Decke und Wassermassen strömten herunter, worauf die Angestellte hysterisch wurde und Nina auf sie einreden musste, um Hilfe herbeizutelefonieren und den Strom abzuschalten. Eine reife Leistung auf Spanisch, finde ich.
Am Tag zuvor war ich mit Nina, Sarah und Julia aus meinem Spanischkurs in El Carmen was Trinken, und zwar: Agua de Valencia. Da hat sich einfach jemand einen wohlklingenden Namen für Sekt mit O-Saft ausgedacht, aber es schmeckt auch besser.

Dienstag, 11. September 2007

Bumm bumm


Ich weiß jetzt, warum die Spanier immer und überall so laut sind: Die hören einfach schlecht. Das valencianische Faible für Feuerwerke wäre auf jeden Fall in dieser Gegend ein Grund, spätestens im Grundschulalter geschädigte Ohren zu haben. Gestern als ich zur Uni kam, empfing mich ein Feuerwerk mit einer Lautstärke, die eine ganze deutsche Stadt nicht einmal zu Silvester schafft. Ich sprintete mir die Ohren zuhaltend über den Parkplatz, und kam mir vor wie in "Im Westen nichts Neues". Prompt fingen auch mindestens ein Dutzend Autoalarmanlagen an zu heulen. Die Spanier starrten derweil ungerührt in den Himmel - wo am hellichten Tag außer Rauch natürlich nichts zu sehen war. Das Valencia für seine "Fallas" im März bekannt ist, hat man mir gesagt, aber nicht, dass hier zu jeder Tages- und Jahreszeit gerne Sachen in die Luft gejagt werden.
Da ich ja beide Hände brauchte um mir die Ohren zu zu halten, gibt's davon kein Foto, aber vom Strand am Sonntag. Man darf neidisch sein. :-)

Samstag, 8. September 2007

Der große germanische Weg


Nachdem ich mir also fast eine ganze Woche mit der Hälfte meiner Klamotten und einem Teil meiner Wertsachen ein Bett geteilt habe, nenne ich jetzt ein ganzes Zimmer mein eigen. Die Aussicht aus dem Fenster ist nicht grandios, aber wenigstens gibt es eines und so riecht es bei mir immer gut nach Waschpulver und Kaffee aus der Küche. Zu meiner neuen Wohnung in der Gran Via Germania gehören auch meine drei netten französischen Mitbewohner, Aurélia, Sylvain und Karl und seit heute auch die nette Urugayanerin Rocío.
Die neue WG-Besetzung wurde mit einer Tour zu Carrefour besiegelt, wo der Vorrat an Grundnahrungsmittel aufgestockt wurde, u.a. mit 50 Liter Trinkwasser, 5 Liter Olivenöl, 15 Rollen Haushaltpapier sowie Pasta, Reis und Tomatensauce in ebenso rauhen Mengen. Da fast alle 5, in Karls Kleinwagen mitfahrenden Personen, auch für ihren persönlichen Bedarf wild geshoppt haben, mussten die Einkäufe in zwei Fuhren nach Hause geschafft werden. Ich dagegen war von den Ausmaßen des Hipermercado (dt. Hypermarkt) schlichtweg überfordert, und konnte mich mit Mühe und Not dazu durchringen, aus dem 8 Meter breiten Thunfisch-Regal (auch dieses Mal übertreibe ich nicht!) eine Sorte auszuwählen. Da lobe ich mir doch das im Vergleich dazu moderate Kuchen & Keksregal aus dem normalen Supermarkt, in dem man einzeln verpackte kleine Backwaren nach Gewicht kauft.

Donnerstag, 6. September 2007

Wohnungssuche zu Ende

Gestern nach einer Wohnungsbesichtigung in einer der Plattenbauten an der besagten Blasco Ibañez kam mir aus dem Fahrstuhl Nina aus Hamburg entgegen, die ich kurz vorher beim Sprachkurs kennengelernt hatte. Zum Glück, denn sonst hätte ich die nächste Besichtigung wahrscheinlich abgesagt, weil ich nicht mehr konnte. Ich habe schlimmen Muskelkater und Rückenschmerzen vom Dauermarsch in Flipflops und habe fast immer Hunger, weil ich dauernd unterwegs bin und das "Essen auf die Hand" hier kaum existiert.
Nina bot sich an mitzukommen, so dass wir im Endeffekt zu einer Tour (mal wieder zu Fuß) durch die Stadt kamen, während der wir bei KFC einkehrten, Eis aßen und zum Schluss noch einen Wein am Plaza Virgen tranken. Valencia ist bei Nacht noch schöner und Nina endlich mal jemand, der diese Meinung teilt, statt sich darüber Sorgen zu machen wo es hier Schwarzbrot gibt.
Krönung des Abends war jedoch der Anruf von meinem zukünftigen Mitbewohner. Der ist 'leider' Franzose, so dass ich weder seinen Namen verstanden habe noch die erste Hälfte des Gesprächs, das ausgerechnet auch noch stattfand, als wir in der Tram saßen. Aber heute abend ziehe ich für zwei Monaten zu den drei Franzosen in eine schöne, gut gelegene Wohnung! So habe ich auf jeden Fall Zeit, in Ruhe etwas für später zu suchen.

Mittwoch, 5. September 2007

Erster Erasmus-Tag


Heute musste ich leider feststellen, dass Erasmus-Studenten so sind wie erwartet. Bei dem Begrüßungstag standen sie entweder gelangweilt rum und haben sich für nichts interessiert oder haben sich auf ihre Landsleute gestürzt (d.h. entweder Italiener oder Belgier) um sich mit ihnen zusammenzurotten und kein Wort mit anderen zu wechseln und schon garnicht in einer anderen Sprache als ihrer eigenen. Sie nerven mich jetzt schon. Die Deutschen, die ich getroffen habe, beschränkten die Konversation auch hauptsächlich auf Meckern über Credit Point-Systeme, Vermieter, die Metro und die spanische Lebensweise im Allgemeinen. Da brauchte es schon einiges an Energie um meine bisher gute Laune zu verteidigen!
Dass die Uni privat ist, war nicht zu übersehen. Es gab schicke Konferenztüten (siehe oben), Snacks und dann wurde die Erasmus-Horde (über 100 Leute) durch diverse Ton-, Aufnahme- und Fotostudios getrieben. Die armen Juristen und Veterinäre....
Auf dem Weg zur Uni ging es mit der S-Bahn quer durch die Pampa. Dort habe ich zum ersten Mal in meinem Leben eine Wassermelonen-Plantage gesehen. Quizfrage: Wie wachsen Wassermelonen? Die erste richtige Antwort als Kommentar in diesem Blog hat sich eine richtige Postkarte verdient, die ich eigenhändig schreiben werde. Es lohnt sich, ich habe nämlich heute noch mehr schöne Ecken entdeckt, die auch auf den Karten drauf sind.

Montag, 3. September 2007

Extrem Latsching

Nachdem ich gestern mit zwei blonden, schwäbelnden und äußerst gesprächigen Mädchen (warum kommt mir die Konstellation nur so bekannt vor...? ;-) ) die ich im Hostel kennengelernt habe, am Strand lag, wurde heute das Projekt Wohnungsfindung gestartet. Das lief so naja. Ich habe erfolgreich eine Prepaid-Karte von Vodafone erworben und festgestellt, dass ich es geschafft habe, in den Jahren im Besitz eines Handyvertrages zu vergessen, wie teuer alles ist, was prepaid heißt. Danach habe ich mit diversen Vermietern am Telefon parliert (hust) und mir ein paar Zimmer angeguckt. Zum Glück kam mir die Situation, dass man erstmal nichts findet sehr bekannt vor, dass ich auch den Schluss daraus ziehen konnte, dass beim Weitersuchen schon was auftauchen wird, was sich dann auch richtig richtig anfühlt. Die Leute waren zwar immer richtig nett, der letzte hat mich sogar mit dem Auto ins Zentrum, das eine halbe Stunde Fußweg weit weg liegt (ich weiß es ganz sicher...) mitgenommen. Das ist ja eine Sache, die ich sonst eher nicht machen würde: Mit fremden Mann ins Auto steigen. Der war allerdings Profifußballer. :-) Und außerdem ist das ja eine obligatorische Kategorie zum Abhaken 'während Erasmus' : Sachen machen, die man sonst nicht tut. Das heißt nicht, dass ich mich jetzt in alle möglichen Gefahren begeben werde, Mama. :-)
Abends wollte ich noch ein letzte Zimmer besichtigen, was schiefging, was sich auf meine Dusseligkeit im Allgemeinen zurückzuführen ist. Die genaue Beschreibung erspare ich euch, aber es involvierte 4 Bahntickets statt zwei, den ungeplanten Besuch eines Einkaufszentrums, ca. 5 Kilometer zu Fuß, mindestens ein unnötiges Umsteigen und einen Vermieter, der unter der Dusche sein Handy nicht hört. Auf jeden Fall beschloss ich die Straße zu besichtigen, auf der die Universitat de Valencia liegt. Stellt euch die Kreuzung der Stalinallee und Marzahn vor, bei der sich ihre negativen Eigenschaften in einem häßlichen braunen Kind vereinigen, dann kommt meinem Eindruck von der Avenida Blasco Ibañez ziemlich nahe. Aber es kam mir ziemlich spanisch vor (haha) und arm an Touristen, so dass ich gerne da wohnen würde.
Die Stadt gefällt mir seit heute sowieso besser. Gestern wollte ich mich noch darüber beklagen, dass sie häßlich und ausgestorben ist, aber heute war es laut, voll und ich habe verschiedene, auf unterschiedliche Weise hübsche Stadtteile gesehen!
Wen ich auch noch gesehen habe: Die einzige Person, die ich - von meinen Hostelmitbewohnern einmal abgesehen - in Valencia überhaupt wiedererkennen würde, nämlich meinen Mit-Austauschstudenten Paul von der UdK. Und zwar schon wieder. Gestern habe ich ihn nämlich schon an einer Haltestelle getroffen und heute lief er auf der Plaza Ayuntamiento an mir vorbei. Verrückt.

Das hier ist ein Eintrag von Samstag und er heißt "Endlich da"


Es hat heute morgen klassisch angefangen: fast Laptop und alle wichtigen Papiere vergessen, spät drangewesen und dann am Check-In per Hundeblick versucht meine 7 Kilos Übergewicht ignoriert zu bekommen (erfolglos).
Spätestens als ich dann mit einer Riesenclique hipper Spanier Ende zwanzig im Bus zum Flugzeug saß, die lautstark jubelnd klatschten, als der letzte von Ihnen es trotz falschem Namens auf der Boarding-Karte es durch die Sperre geschafft hatte, war ich schon relativ entspannt.
Jetzt wohne ich im Indigo Youth Hostel, das ich nur empfehlen kann: Es ist klein, bunt, sauber und vom Hauptbahnhof auch mit schwerem Rucksack und Koffer ohne allzu viel Anstrengung zu Fuß zu erreichen. Ich habe den Abend mit drei netten Australiern und dem neu erlernten Kartenspiel Shithead verbracht, das ich nach drei bitteren Niederlagen (die ersten Runden, zum Üben) durchgehend gewonnen habe. Aber ich glaube, die mögen mich trotzdem noch, die Australier, die sind echt sehr entspannt.
Außerdem kann ich noch berichten, dass ich allen, die mir über den Weg laufen (außer jetzt den Australiern) gnadenlos mein Spanisch antue. Schließlich ist Spanisch sprechen der einzige Plan, den ich für die kommenden 10 Monate habe. Ich sehe es auch schon kommen, dass ich mich zu sehr entspanne, und nur noch durch die Gegend flipfloppe. Wie zum Beispiel morgen zum Strand. Zu meiner Verteidigung muss ich allerdings sagen, dass die Läden geschlossen haben, so dass ich Aufgabe 1) SIM-Karte mit spanischer Nummer besorgen nicht erledigen kann, deren erfolgreiches Abhaken Vorraussetzung ist für das Lösen von Aufgabe 2) spanischen Wohnungsvermietern mein rudimentären Sprachkenntnisse antun.
Und dann werde ich mich wohl auch noch mich mit dieser Stadt bekannt machen, über die ich bis jetzt sehr wenig weiß. Heute nachmittag bei meinem Spaziergang durch die Stadt konnte ich feststellen, dass die Gebäude alle ockerfarben sind und nachmittags Siesta ist. Alles in allem also genau das, was ich mir unter einer spanischen Stadt vorstelle.