Dienstag, 1. Juli 2008

Sing beim Abschied leise spanisch


Abends habe ich dann genau das gemacht, was für meinen Hals wohl ganz daneben war: Die ganze Nacht SingStar auf der Playstation spielen. Ein paar Kommilitonen von mir wollten das Ende der Klausuren feiern und haben mich auch eingeladen. Ich halte mich ja für sehr ausdauernd, wenn es um Karaoke geht, aber hier konnte ich kaum mithalten. Wir haben uns von um 22 bis um 5 Uhr - abgesehen von einer Pizzapause ohne Unterbrechung - Mädchen gegen Jungs singend gebattlet. Mein Team hat sich besser geschlagen, obwohl ich spanische Klassiker, die ich noch nie gehört hatte, improvisieren musste, weil die CD mit den englischen Liedern ganz schnell wieder aussortiert wurde.
Es hat Spaß gemacht. Nur kann es jetzt sein, dass ich mich jetzt doch für etwas auf YouTube schämen muss.

Tägliche Wechselbäder


Kaum wollte ich schon in Voraussicht auf überfüllte Koffer meine angebrochenen Medikamente wegschmeißen, da hat es mich schon wieder erwischt. Kein Wunder allerdings, bei der Ofenhitze draußen und den gefühlten minus 10 Grad in U-Bahnen, Geschäften, Bibliotheken, der Post und Bussen. Da ich keine Lust hatte, die letzte Woche in meinem ebenso überhitzten Zimmer vor mich hin zu vegetieren, war ich gestern beim öffentlichen Gesundheitsdienst. Jetzt hatte ich zum Glück ja schon die provisorische Versichertenkarte (die zum Glück noch genau gestern gültig war) und war mit dem Prozedere der verschiedenen Schlangen schon vertraut, so dass ich während der 1,5 Stunden Wartezeit in Ruhe das Ambiente genießen konnte (s.o.). Bald ist es ja vorbei mit derlei exotischen Arztbesuchen.

Skt Johann am Strand

Letzte Woche Montag war es mal wieder Zeit für ein kulturelles Erlebnis. Wie meistens in Valencia, war dabei ein Heiliger involviert, dessen Ehrentag als Anlass und Entschuldigung genommen wird, sich zu besaufen. Zu San Juan macht man das am Strand bei Lagerfeuer (Feuer: ein weiteres Steckenpferd der Valencianer). Die Stadt karrt dazu eigens Holz an und stellt Wächter, die die Feuerwilligen mit einem Müllsack ausstatten und einzelnd den umzäunten Holzhaufen betreten lassen, damit sie sich an den Baumresten und ausrangierten Paletten bedienen können.
Dann sitzen zehntausende Menschen in dichten Rauchschwaden am Strand. Ambitionierte Familien haben einen Grill und Kühltaschen dabei, die Jugendlichen (wir zählten dieses Mal auch dazu) begnügen sich mit Chips und einem Sack Eis für die Drinks. Gegen Mitternacht verschwinden die Familien und das Ganze artet in ein banales Riesenbesäufnis mit Baden aus. Ich hab mich vom Wasser ferngehalten, auch mit dem Gedanken daran, dass das Meer gerne als Klo benutzt wird (von denen, die nicht eine Stunde an den Dixieklos anstehen oder auf dem Parkplatz zwischen die Autos pinkeln). Wir haben stattdessen zu der 90er Jahre-Elektromusik getanzt, die Strand kilometerweit beschallte, menschliche Pyramiden gebaut und andere alberne Spiele gespielt. Alles zu Ehren von Skt. Johannis, natürlich.

Freitag, 20. Juni 2008

Der Anfang vom Ende


Am Mittwoch ist mit Sarah die erste aus meiner "Clique" gefahren, und ich bin trauriger, als ich erwartet hätte. In zwei Wochen schon werde ich mit meinem eigenen Gepäck am Flughafen stehen. Nachdem ich mich eigentlich die ganze Zeit vorbehaltlos darauf gefreut habe, finde ich es jetzt schade, dass mir nur noch so wenige Tage bleiben.
Es ist jetzt auch endlich Sommer und ich will all die Dinge machen, die man in Spanien eigentlich so macht, aber bisher nicht konnte, weil es so geregnet hat: Sich am sonnen, im Meer baden, am Strand feiern, in Stranddiskos gehen. Äh okay, ich gebe eine hedonistische Grundtendenz zu. Gestern haben wir schon mal Karls Geburtstag am Meer gefeiert. Der Strand ist seit kurzem nachts von der Promenade bis zum Wasser hell erleuchtet, wahrscheinlich damit die tausenden von Menschen dort keine Schweinereien anstellen. Der Wasserrand musste dennoch als endloses Urinal herhalten. Mal sehen, ob ich mich heute traue zu baden...

Montag, 16. Juni 2008

Ich werd nicht döner


Am Samstag war ich 7 Stunden in der Unibibliothek. Es gab einen ausschlaggebenden Grund dafür, warum ich es so lange dort ausgehalten hab und der heißt Atlas Döner. Oder, auf korrektem spanisch, Atlas Kebab. Atlas Döner ist neueröffnet und die fresheste Gastronomie im Dorf. Es ist kein Imbiss, sondern ein Restauroong. Man wird am Tisch bedient und bekommt Pommes in einem schwarzen Schälchen. Nachdem ich schon fast die Hoffnung aufgegeben hatte, dass ich in Valencia noch knackigen Salat vorgesetzt bekomme, war der Inhalt meines ersten Hühnchendöners eine wahre Offenbarung. Dazu gibt es WLAN von der Uni. Die drei netten Jungs, denen der Laden gehört, sind Landsmänner von Sarah (Marokkaner), so dass sie und damit ich einen doppelten Grund hatte, dort hin zu gehen. Also wird das jetzt erst recht nichts mehr mit meiner Bikinifigur. So viele Döner, wie ich in den letzten zwei Monaten gegessen habe, gabs bei mir in den letzten zwei Jahren nicht.

Mittwoch, 11. Juni 2008

Hörsturz 2:0

Am Montag war ich Holland-Italien mit einem Haufen Italienern in einer italienischen Bar gucken. Deshalb hatte ich Renate versprochen, Gastfan ihrer Heimat zu sein. Bald stellte sich aber raus, dass die Holländer zwar nicht genauso zahlreich aber sehr orange und sehr betrunken anwesend waren. Wir beide saßen aber zwischen den Italienern, die drei Viertel der Lokalbesatzung stellten. Trotz lautstarkem Mitsingen der Nationalhymne und gebrüllten Kommentaren zu ALLEN Spielzügen (ich hab wieder ein paar neue Schimpfwörter gelernt), sah es ja wie bekannt bald schlecht aus für ihre Mannschaft. Ich hab nur noch verhalten gejubelt und unter dem Tisch geklatscht.
Im Vergleich dazu herrschte gestern beim Deutschlandspiel Bibliotheksatmosphäre. Na gut, die Bar war kleiner und es gab keine Kroaten zu überstimmen. Im Allgemeinen fiebert hier auch kaum jemand so mit wie in Deutschland. Abgesehen davon dass es hier seit Anfang Mai auch ununterbrochen geregnet hat, ist das Public-Viewing-im-Freien-Phänomen so weit ich weiß völlig unbekannt. Ein Flachbildfernseher in der Kneipe ist so hoch, wie es hier kommt.

Dienstag, 3. Juni 2008

Mein großer, fetter Sonntag

Von meinem Erasmusjahr sind nicht mehr viele Sonntage übrig - höchste Zeit eine Donauwelle zu backen. Um möglichst viel Unterstützung anzulocken, sie aufzuessen, war der Plan, sie als Nachtisch unter die Leute zu jubeln (meine südeuropäischen Freunde kennen die Kaffee & Kuchen-Mahlzeit nicht). Dazu fehlte mir noch ein Hauptgang, den ich mir mit Hühnchen aus dem Ofen ziemlich leicht gemacht habe. So konnte ich endlich auch mal für die ganzen Sonntagmittagessen revanchieren, zu denen ich eingeladen worden bin. Es war ein voller Erfolg - sechs neue Fans der Donauwelle!
Der Weg dorthin führte allerdings über die ohnehin schon teure Feinkostabteilung von El Corte Inglés, dem Karstadt von Spanien. Vanillepuddingpulver hatte ich schon vorsorglich bei Lidl in Salamanca gekauft, fehlten also die auch schwer aufzutreibenden Kirschen aus dem Glas. Die habe ich dann auch gefunden, mit einem Preisschild, dass mich kurz von meinen Plan abrücken ließ (Beweisfoto oben).
Nach der also teuersten Donauwelle der Welt habe ich einen Punkt von der "was ich noch in Valencia machen will" Liste abgehakt: Ins Museum der modernen Kunst gehen. Dort gab es eine zwei Botero-Ausstellungen: "Abu Ghraib" und "Der Zirkus".