Freitag, 28. September 2007

¡Que fuerte!


In zwei Wochen Uni, möchte man meinen, gäbe es mehr zu erzählen, als was ich bisher getan habe. Das ist auch so, war aber auch der Grund dafür, dass ich mich eher ausgelaugt als inspiriert gefühlt habe. Der Samstag heute kommt mir vor wie ein rettendes Gummitier in dem Teil vom Schwimmbecken, in dem ich nicht stehen kann.
Ich hatte vergessen, wie anstrengend es ist, neu zu sein und die Sprache zu können. Gestern, nach zwei Stunden Crashkurs über die Technik der Fernsehkamera, hatte ich das Gefühl, in meinem Kopf köchelte es leise vor sich hin. Und da ich mit meinen Kommilitonen ja nicht smalltalken kann, lächele und nicke ich im Akkord. Wenigstens kann ich den Konversationen so einigermaßen folgen. Und ich habe das spanische Äquivalent von Krass! gelernt: ¡Que fuerte¡ Ich bin von meinem eigenen Gehirn ziemlich beeindruckt.
Oben: In der Metrostation.

Montag, 24. September 2007

Das erste richtige Wochenende

Seit Freitag möchte ich meinen Mitbewohner Karl offiziell heiraten. Zu unserer kleinen Party hat er nämlich Windbeutel mit Schokoladensauce gemacht. Seine Freundin hätte aber wahrscheinlich etwas dagegen. Die will ja schließlich auch lecker essen. Die Alternative wäre ein Freund von Rocío, der Rhubarb Crumble mit Vanillesauce mitgebracht hat. Er ist auch noch Engländer, was ihm bei mir ja ohnehin Pluspunkte einbringt.
Nach dem Nachtisch nachts um 2 war ich glücklich, erledigt und wollte mich kurz fünf Minuten hinlegen. Damit war die Party für mich natürlich gelaufen.
Nachdem ich mich am Samstag gepflegt gelangweilt habe, haben Rocío und ich zum Glück noch Barhopping gemacht. Hier ist es so wie in Hamburg, dass man aus einer Tanzbar raus und in die nächste reinfallen kann. Ohne Eintritt. Nicht wie in Berlin, wo man für's Tanzen bezahlen muss. Und das Taxi, sobald man bequem woanders hin will.
Ein gutes Wochenende.

Dienstag, 18. September 2007

Fehlende Worte

Die Erkältung, die mich die letzten Tage lahmgelegt hat, hatte auch einen Vorteil: Mein Wortschatz hat sich durch meinen Medikamentenbedarf um die zwei praktischen Wörter 'Schleimhaut' (mucosa) und 'abschwellen' (deshincharse) erweitert.
Ich bin hier ja nicht die einzige mit einem begrenzten Ausdrucksvermögen. Neulich kam mir der 'schlaue' Gedanke: vielleicht sind viele der Erasmus-Leute gar nicht so langweilig. Wenn ich das, was ich so sage, direkt übersetzen würde, müsste ich mich selber für die Schnarchnase vorm Herrn halten. Da bleiben die Gespräche natürlich flach.
Nachdem ich mich dann kurz in der Gesellschaft faszinierender Persönlichkeiten wähnte, fiel mir ein, dass genau so gut das Gegenteil der Fall sein könnte. Wenn die Sprache nicht fließt, hindert das auch die anstrengenden Leute daran, sich durch ihre komischen Ansichten zu verraten.
Daher heißt es abwarten - (Achtung, selbst ausgedachte Metapher folgt....) - , bis sich zeigt, ob das was matt glänzt ein ungeschliffener Diamant oder eine geschmirgelte Glasscherbe ist. (da daa!)

ErasMuss ich nicht wirklich...


Das da oben sind die Reste von der Vorspeise, als Aurelia uns vor der Erasmus-Party am vergangenen Freitag zum Essen eingeladen hat. Das war nett, wohingegen die Party so war wie befürchtet - schlechte Musik, besoffene Mädchen, ungezähmte Jungs, allesamt wild fotografierend. Sich bei der Lautstärke auf Spanisch unterhalten zu wollen, war ein Witz. Ein Berliner hat es trotzdem mit mir versucht: Da fragt er mich, ob ich Spanierin bin. Schlechte Anmache auf einer Erasmus-Party, dachte ich. Dass er von Blondinen und 1,85m großen Männern umgeben war, ein sicheres Zeichen für eine Ausländer-Party, hatte er aber irgendwie übersehen. Dann entpuppte ich mich auch noch nicht mal als exotische Münchnerin, so ein Pech (für ihn). Ich war dann aber auch schnell weg, auf der Fiesta gab's nichts zu verpassen, in meinem Bett dagegen schon - Schlaf. Hier bin ich wirklich alt.

Sonntag, 16. September 2007

Agua in Valencia


Am Freitag fing es nachmittags an zu gießen und es zeigte sich gleich, dass in Valencia nichts für so etwas gebaut ist: In der Metro regnete es rein, in der Untergrundstation ergoß sich ein Wasserfall aus der Wand auf die Gleise und im Supermarkt tropfte es von der Decke. Noch schlechter erging es Nina: Als sie im Bahnhofskiosk Süßigkeiten kaufen war, brach die Decke und Wassermassen strömten herunter, worauf die Angestellte hysterisch wurde und Nina auf sie einreden musste, um Hilfe herbeizutelefonieren und den Strom abzuschalten. Eine reife Leistung auf Spanisch, finde ich.
Am Tag zuvor war ich mit Nina, Sarah und Julia aus meinem Spanischkurs in El Carmen was Trinken, und zwar: Agua de Valencia. Da hat sich einfach jemand einen wohlklingenden Namen für Sekt mit O-Saft ausgedacht, aber es schmeckt auch besser.

Dienstag, 11. September 2007

Bumm bumm


Ich weiß jetzt, warum die Spanier immer und überall so laut sind: Die hören einfach schlecht. Das valencianische Faible für Feuerwerke wäre auf jeden Fall in dieser Gegend ein Grund, spätestens im Grundschulalter geschädigte Ohren zu haben. Gestern als ich zur Uni kam, empfing mich ein Feuerwerk mit einer Lautstärke, die eine ganze deutsche Stadt nicht einmal zu Silvester schafft. Ich sprintete mir die Ohren zuhaltend über den Parkplatz, und kam mir vor wie in "Im Westen nichts Neues". Prompt fingen auch mindestens ein Dutzend Autoalarmanlagen an zu heulen. Die Spanier starrten derweil ungerührt in den Himmel - wo am hellichten Tag außer Rauch natürlich nichts zu sehen war. Das Valencia für seine "Fallas" im März bekannt ist, hat man mir gesagt, aber nicht, dass hier zu jeder Tages- und Jahreszeit gerne Sachen in die Luft gejagt werden.
Da ich ja beide Hände brauchte um mir die Ohren zu zu halten, gibt's davon kein Foto, aber vom Strand am Sonntag. Man darf neidisch sein. :-)

Samstag, 8. September 2007

Der große germanische Weg


Nachdem ich mir also fast eine ganze Woche mit der Hälfte meiner Klamotten und einem Teil meiner Wertsachen ein Bett geteilt habe, nenne ich jetzt ein ganzes Zimmer mein eigen. Die Aussicht aus dem Fenster ist nicht grandios, aber wenigstens gibt es eines und so riecht es bei mir immer gut nach Waschpulver und Kaffee aus der Küche. Zu meiner neuen Wohnung in der Gran Via Germania gehören auch meine drei netten französischen Mitbewohner, Aurélia, Sylvain und Karl und seit heute auch die nette Urugayanerin Rocío.
Die neue WG-Besetzung wurde mit einer Tour zu Carrefour besiegelt, wo der Vorrat an Grundnahrungsmittel aufgestockt wurde, u.a. mit 50 Liter Trinkwasser, 5 Liter Olivenöl, 15 Rollen Haushaltpapier sowie Pasta, Reis und Tomatensauce in ebenso rauhen Mengen. Da fast alle 5, in Karls Kleinwagen mitfahrenden Personen, auch für ihren persönlichen Bedarf wild geshoppt haben, mussten die Einkäufe in zwei Fuhren nach Hause geschafft werden. Ich dagegen war von den Ausmaßen des Hipermercado (dt. Hypermarkt) schlichtweg überfordert, und konnte mich mit Mühe und Not dazu durchringen, aus dem 8 Meter breiten Thunfisch-Regal (auch dieses Mal übertreibe ich nicht!) eine Sorte auszuwählen. Da lobe ich mir doch das im Vergleich dazu moderate Kuchen & Keksregal aus dem normalen Supermarkt, in dem man einzeln verpackte kleine Backwaren nach Gewicht kauft.

Donnerstag, 6. September 2007

Wohnungssuche zu Ende

Gestern nach einer Wohnungsbesichtigung in einer der Plattenbauten an der besagten Blasco Ibañez kam mir aus dem Fahrstuhl Nina aus Hamburg entgegen, die ich kurz vorher beim Sprachkurs kennengelernt hatte. Zum Glück, denn sonst hätte ich die nächste Besichtigung wahrscheinlich abgesagt, weil ich nicht mehr konnte. Ich habe schlimmen Muskelkater und Rückenschmerzen vom Dauermarsch in Flipflops und habe fast immer Hunger, weil ich dauernd unterwegs bin und das "Essen auf die Hand" hier kaum existiert.
Nina bot sich an mitzukommen, so dass wir im Endeffekt zu einer Tour (mal wieder zu Fuß) durch die Stadt kamen, während der wir bei KFC einkehrten, Eis aßen und zum Schluss noch einen Wein am Plaza Virgen tranken. Valencia ist bei Nacht noch schöner und Nina endlich mal jemand, der diese Meinung teilt, statt sich darüber Sorgen zu machen wo es hier Schwarzbrot gibt.
Krönung des Abends war jedoch der Anruf von meinem zukünftigen Mitbewohner. Der ist 'leider' Franzose, so dass ich weder seinen Namen verstanden habe noch die erste Hälfte des Gesprächs, das ausgerechnet auch noch stattfand, als wir in der Tram saßen. Aber heute abend ziehe ich für zwei Monaten zu den drei Franzosen in eine schöne, gut gelegene Wohnung! So habe ich auf jeden Fall Zeit, in Ruhe etwas für später zu suchen.

Mittwoch, 5. September 2007

Erster Erasmus-Tag


Heute musste ich leider feststellen, dass Erasmus-Studenten so sind wie erwartet. Bei dem Begrüßungstag standen sie entweder gelangweilt rum und haben sich für nichts interessiert oder haben sich auf ihre Landsleute gestürzt (d.h. entweder Italiener oder Belgier) um sich mit ihnen zusammenzurotten und kein Wort mit anderen zu wechseln und schon garnicht in einer anderen Sprache als ihrer eigenen. Sie nerven mich jetzt schon. Die Deutschen, die ich getroffen habe, beschränkten die Konversation auch hauptsächlich auf Meckern über Credit Point-Systeme, Vermieter, die Metro und die spanische Lebensweise im Allgemeinen. Da brauchte es schon einiges an Energie um meine bisher gute Laune zu verteidigen!
Dass die Uni privat ist, war nicht zu übersehen. Es gab schicke Konferenztüten (siehe oben), Snacks und dann wurde die Erasmus-Horde (über 100 Leute) durch diverse Ton-, Aufnahme- und Fotostudios getrieben. Die armen Juristen und Veterinäre....
Auf dem Weg zur Uni ging es mit der S-Bahn quer durch die Pampa. Dort habe ich zum ersten Mal in meinem Leben eine Wassermelonen-Plantage gesehen. Quizfrage: Wie wachsen Wassermelonen? Die erste richtige Antwort als Kommentar in diesem Blog hat sich eine richtige Postkarte verdient, die ich eigenhändig schreiben werde. Es lohnt sich, ich habe nämlich heute noch mehr schöne Ecken entdeckt, die auch auf den Karten drauf sind.

Montag, 3. September 2007

Extrem Latsching

Nachdem ich gestern mit zwei blonden, schwäbelnden und äußerst gesprächigen Mädchen (warum kommt mir die Konstellation nur so bekannt vor...? ;-) ) die ich im Hostel kennengelernt habe, am Strand lag, wurde heute das Projekt Wohnungsfindung gestartet. Das lief so naja. Ich habe erfolgreich eine Prepaid-Karte von Vodafone erworben und festgestellt, dass ich es geschafft habe, in den Jahren im Besitz eines Handyvertrages zu vergessen, wie teuer alles ist, was prepaid heißt. Danach habe ich mit diversen Vermietern am Telefon parliert (hust) und mir ein paar Zimmer angeguckt. Zum Glück kam mir die Situation, dass man erstmal nichts findet sehr bekannt vor, dass ich auch den Schluss daraus ziehen konnte, dass beim Weitersuchen schon was auftauchen wird, was sich dann auch richtig richtig anfühlt. Die Leute waren zwar immer richtig nett, der letzte hat mich sogar mit dem Auto ins Zentrum, das eine halbe Stunde Fußweg weit weg liegt (ich weiß es ganz sicher...) mitgenommen. Das ist ja eine Sache, die ich sonst eher nicht machen würde: Mit fremden Mann ins Auto steigen. Der war allerdings Profifußballer. :-) Und außerdem ist das ja eine obligatorische Kategorie zum Abhaken 'während Erasmus' : Sachen machen, die man sonst nicht tut. Das heißt nicht, dass ich mich jetzt in alle möglichen Gefahren begeben werde, Mama. :-)
Abends wollte ich noch ein letzte Zimmer besichtigen, was schiefging, was sich auf meine Dusseligkeit im Allgemeinen zurückzuführen ist. Die genaue Beschreibung erspare ich euch, aber es involvierte 4 Bahntickets statt zwei, den ungeplanten Besuch eines Einkaufszentrums, ca. 5 Kilometer zu Fuß, mindestens ein unnötiges Umsteigen und einen Vermieter, der unter der Dusche sein Handy nicht hört. Auf jeden Fall beschloss ich die Straße zu besichtigen, auf der die Universitat de Valencia liegt. Stellt euch die Kreuzung der Stalinallee und Marzahn vor, bei der sich ihre negativen Eigenschaften in einem häßlichen braunen Kind vereinigen, dann kommt meinem Eindruck von der Avenida Blasco Ibañez ziemlich nahe. Aber es kam mir ziemlich spanisch vor (haha) und arm an Touristen, so dass ich gerne da wohnen würde.
Die Stadt gefällt mir seit heute sowieso besser. Gestern wollte ich mich noch darüber beklagen, dass sie häßlich und ausgestorben ist, aber heute war es laut, voll und ich habe verschiedene, auf unterschiedliche Weise hübsche Stadtteile gesehen!
Wen ich auch noch gesehen habe: Die einzige Person, die ich - von meinen Hostelmitbewohnern einmal abgesehen - in Valencia überhaupt wiedererkennen würde, nämlich meinen Mit-Austauschstudenten Paul von der UdK. Und zwar schon wieder. Gestern habe ich ihn nämlich schon an einer Haltestelle getroffen und heute lief er auf der Plaza Ayuntamiento an mir vorbei. Verrückt.

Das hier ist ein Eintrag von Samstag und er heißt "Endlich da"


Es hat heute morgen klassisch angefangen: fast Laptop und alle wichtigen Papiere vergessen, spät drangewesen und dann am Check-In per Hundeblick versucht meine 7 Kilos Übergewicht ignoriert zu bekommen (erfolglos).
Spätestens als ich dann mit einer Riesenclique hipper Spanier Ende zwanzig im Bus zum Flugzeug saß, die lautstark jubelnd klatschten, als der letzte von Ihnen es trotz falschem Namens auf der Boarding-Karte es durch die Sperre geschafft hatte, war ich schon relativ entspannt.
Jetzt wohne ich im Indigo Youth Hostel, das ich nur empfehlen kann: Es ist klein, bunt, sauber und vom Hauptbahnhof auch mit schwerem Rucksack und Koffer ohne allzu viel Anstrengung zu Fuß zu erreichen. Ich habe den Abend mit drei netten Australiern und dem neu erlernten Kartenspiel Shithead verbracht, das ich nach drei bitteren Niederlagen (die ersten Runden, zum Üben) durchgehend gewonnen habe. Aber ich glaube, die mögen mich trotzdem noch, die Australier, die sind echt sehr entspannt.
Außerdem kann ich noch berichten, dass ich allen, die mir über den Weg laufen (außer jetzt den Australiern) gnadenlos mein Spanisch antue. Schließlich ist Spanisch sprechen der einzige Plan, den ich für die kommenden 10 Monate habe. Ich sehe es auch schon kommen, dass ich mich zu sehr entspanne, und nur noch durch die Gegend flipfloppe. Wie zum Beispiel morgen zum Strand. Zu meiner Verteidigung muss ich allerdings sagen, dass die Läden geschlossen haben, so dass ich Aufgabe 1) SIM-Karte mit spanischer Nummer besorgen nicht erledigen kann, deren erfolgreiches Abhaken Vorraussetzung ist für das Lösen von Aufgabe 2) spanischen Wohnungsvermietern mein rudimentären Sprachkenntnisse antun.
Und dann werde ich mich wohl auch noch mich mit dieser Stadt bekannt machen, über die ich bis jetzt sehr wenig weiß. Heute nachmittag bei meinem Spaziergang durch die Stadt konnte ich feststellen, dass die Gebäude alle ockerfarben sind und nachmittags Siesta ist. Alles in allem also genau das, was ich mir unter einer spanischen Stadt vorstelle.